“Unerwiderte Liebe, Liebeskummer, unglückliche Liebe … ist das wirklich so romantisch?”, genau das fragt sich die Oberschülerin Hanabi Yasuraoka. Die zwölfteilige Anime-Serie Scum’s Wish ist ein Coming-of-Age-Drama, die letztes Jahr im japanischen TV ausgestrahlt wurde. Nipponart sicherte sich kurz darauf die Rechte und veröffentlichte am 25. Januar das erste Volume mit deutscher und japanischer Sprachausgabe auf DVD und Blu-ray. Patrick Snir
ACHTUNG: Jegliche Aussagen in diesem Review reflektieren lediglich die persönliche Meinung des Autors und nicht (!) die von PattoTV und seiner Partner.
Kein echtes Liebespaar
Die 17-jährige Oberschülerin Hanabi Yasuraoka wird mit ihrem Partner Mugi Awaya als das perfekte Liebespaar an deren Schule wahrgenommen – doch das Glück trügt. In Wahrheit sind beide nicht wirklich ineinander verliebt und spielen nur vor all‘ ihren Mitschülern das perfekte Paar. Nichtsdestoweniger sind alle auf das Glück der jeweils anderen mehr als neidisch und staunen. Eigentlich sind beide in ihre Lehrer verliebt: Hanabi liebt ihren Klassenlehrer Narumi Kanai, den sie schon seit ihrer Kindheit kennt und liebt, und Mugi ist in seine Musiklehrerin Narumi Kanai verliebt. Doch mussten beide feststellen, dass die von ihnen begehrten nicht sie, sondern einander lieben. So schlossen die Schüler den Pakt, ein Liebespaar vorzutäuschen, bis sie endlich mit ihrer wahren Liebe zusammenkommen können.
Ab und an müssen sie aber wahrnehmen, dass es nicht wirklich einfach ist ein Paar vorzuspielen, ohne beispielsweise bei einem Kuss an die andere Liebe der beiden zu denken. Dazu kommt noch Noriko Kamomebata, eine alte Sandkastenfreundin von Mugi, die die vorgespielte Liebe der beiden nicht wirklich glaubt, da sie selbst in ihn verliebt ist. Damit der Schwindel aber nicht auffliegt, steigern sie sich in ihr Schauspiel herein und erlauben sich manch eine Auseinandersetzung oder schützen den jeweils anderen verbal. Wer aber denkt, das seien die einzigen Schwierigkeiten, die das Liebesleben der beiden aufwirft, der täuscht sich, denn noch weitere Figuren treiben das komplizierte Beziehungskarussell an. Werden Hanabi und Mugi eines Tages mit ihrer wahren Liebe zusammenkommen oder verlieben sie sich gar am Ende des Tages doch noch ineinander und entwickeln wahre Gefühle?
Bild und Animation
Die zwölfteilige Anime-Serie entstand, basierend auf dem gleichnamigen Manga von Mengo Yokoyari, im Studio Lerche (u. a. Assassination Classroom, Danganronpa oder School-Live!) unter der Regie von Masaomi Ando. Die Drehbücher schrieb Makoto Uezu und die künstlerische Leitung lag bei Tomonari Suzuki. Das Charakterdesign entwarf Keiko Kurosawa. Die verantwortlichen Produzenten waren Gō Wakabayashi, Naokado Fujiyama und Shota Komatsu. Ausgestrahlt wurde das Coming-of-Age-Drama von Januar bis März 2017 im japanischen TV und Amazon präsentierte den Anime in der Originalfassung mit deutschen Untertiteln im Simulcast.
Das Bild und die Animationen waren bei dieser Umsetzung etwas extraordinär, denn ich kannte von Studio Lerche noch keinen Anime wie Scum’s Wish. Zuerst muss man sagen, dass das Animationsstudio den Anime gut umgesetzt hat. Vor allem die visuelle Darstellung konnte punkten, weil dem Zuschauer genre-typisch ein sanftes Charakterdesign mit starker Kontur sowie farbenfrohe und gestochen scharfe Bilder geboten wurden. Die Animationen waren stets flüssig und enttäuschten den Zuschauer auch bei etwas pikanteren Szenen nicht. Einzig und allein enttäuschten mich die Szenen, in denen der Anime wie ein Manga aufgebaut war: Ein unscharfer Hintergrund auf dem Kasten erschienen, in denen nach und nach die jeweiligen Szenen gezeigt wurden.
Deutsche Umsetzung und Musik
Für die deutsche Umsetzung von Scum’s Wish beauftrage das Anime-Label nipponart die DMT – Digital Media Technologie GmbH in Hamburg; für die Dialogregie war Detlef Klein verantwortlich. Mit insgesamt sechs Synchronsprechern brachte man einen ordentlichen Cast zustande.
Mir persönlich hat die deutsche Umsetzung bis jetzt gefallen, weil sie auf einem hohen Niveau gehalten wurde. Besonders die Hauptrollen, Hanabi, gesprochen von Leonie Landa, und Tim Kreue, der Mugi seine Stimme verlieh, haben eine ausgezeichnete Arbeit geleistet. Beide waren in ihrer jeweiligen Rolle verankert und konnten deshalb gut gefallen. Nett war auch die in der Karaokebar gesungene Szene, in der tatsächlich auf Deutsch gesungen wurde. Wer letzten Endes die ersten vier Folgen lieber in der Originalfassung mit deutschen Untertiteln sehen möchte, kann dies durch die angebotene japanische Sprachausgabe des ersten Volumes leicht tun. Die musikalische Untermalung war immer wieder deutlich wahrnehmbar und passte zu den gezeigten Szenen.
Fazit
Scum’s Wish ist nicht für jeden der Anime, den man sich für einen gemütlichen Abend aussucht. Nichtsdestoweniger konnten die ersten vier Episoden mich unterhalten, da nicht nur das Genre des Coming-of-Age-Dramas heraussticht. Grundsätzlich hat man versucht, auch Humor und lockere Passagen ins Geschehen zu integrieren – was auch gut umsetzt wurde. Die Bilder und Animationen waren, wie schon erwähnt, durchschnittlich: Schönes, sanftes Charakterdesign trifft auf flüssige Animationen. Die Qualität der deutschen Umsetzung ist sehr hoch gehalten und man versuchte alles ins Deutsche zu übersetzen. Summa summarum kann man sagen, dass Scum’s Wish für Romanze- und Ecchie-Fans ein passender Anime ist. Wer aber mit dem Genre nichts anfangen kann, wird sich damit eher nicht anfreunden. Ich persönlich würde, auch schon damit ich erfahre, wie es ausgeht, die Anime-Serie weiterverfolgen.
Kurzfazit
Scum’s Wish ist nicht für jedermann; nach den ersten vier Folgen aber wird man fast von der Serie gezwungen, sie weiterzuschauen. Bilder und Animationen sind durchschnittlich gut und besonders die deutsche Umsetzung kann punkten.
© mengo yokoyari/SQUARE ENIX,Scum’s wish Committee
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