Am 4. Oktober 2019 erschien der Anime Mirai – Das Mädchen aus der Zukunft (jap. Mirai no Mirai) auf Blu-ray und DVD. Damit wurde ein atemberaubendes Meisterwerk der Animation durch das Anime-Label KAZÉ Anime endlich nach Deutschland gebracht. Der Anime erzählt dabei eine Geschichte über Familie, Zusammenhalt und Liebe. John Viktor Schwab
ACHTUNG: Jegliche Aussagen in diesem Review reflektieren lediglich die persönliche Meinung des Autors und nicht (!) die von PattoTV und seiner Partner.
Ein Geschwisterchen
Der vierjährige Kun lebt als kleiner Junge glücklich in einer kleinen Familie. Da sein Vater
Architekt ist, ist das Haus natürlich dementsprechend besonders und riesig. So kann der kleine Kun jeden Tag etwas Neues erleben und erkunden. Heute ist ein ganz besonderer Tag und Kun kann es kaum erwarten, dass seine Eltern endlich wieder nach Hause kommen, denn heute wird seine Schwester geboren.
Die Freude ist riesig, als seine Eltern an der Tür sind und Kun ist ganz aufgeregt. Als er dann das erste Mal seine kleine Schwester sieht, stockt ihm förmlich der Atem. So klein, so verletzlich und Kun weiß gar nicht, wie er reagieren soll. Doch das Blatt wendet sich schnell, denn seine Eltern sind sichtlich mit der Situation überfordert. Das kleine Mädchen, das nun den Namen Mirai trägt, ist nur noch am Schreien und reißt somit die ganze Aufmerksamkeit auf sich. Kun fühlt sich dadurch vernachlässigt; er versucht mit aller Kraft die Aufmerksamkeit seiner Eltern zu bekommen, diese bleibt ihm jedoch verwehrt.
Voller Wut auf seine Eltern und die kleine Mirai, die ihm die Show stiehlt, rennt er nun wütend und schreiend durch die Wohnung. Sein Ziel ist seine kleine Schwester. Vor ihrem Korb angekommen übermannt ihn seine Wut und er fängt an, mit dem Gesicht des kleinen Mädchens zu spielen. Diese wird wach und fängt an zu schreien. Sofort ist seine Mutter da und schubst ihn beiseite. Sie ist fassungslos und fragt ihn, was das soll. Doch Kun nimmt bereits eines seiner Spielzeuge in die Hand und baut sich drohend vor seiner Schwester auf, bereit sie damit zu schlagen und zu verletzen. In diesem Moment empfindet Kun nur noch Hass …
Bild und Animation
Mirai – Das Mädchen aus der Zukunft (jap. Mirai no Mirai) entstand im Studio Chizu unter der Regie von Mamoru Hosoda. Bekannt ist das Studio für Werke wie Ame & Yuki: Die Wolfskinder oder Der Junge und das Biest, wobei das Studio eigens für die Produktion des ersten Films entstand. Seine Premiere in Japan feierte der Film am 20. Juni 2018. Hierzulande wurde der Film erstmals am 28. September 2018 im Rahmen des Hamburg Film Festivals in der Originalfassung mit deutschen Untertiteln gezeigt. Anschließend zeigte ihn KAZÉ Anime bundesweit im Rahmen der KAZÉ Anime Nights am 28. Sowie 30. Mai 2019. Am 4. Oktober gab es die Home-Video-Veröffentlichung auf DVD und Blu-ray.
Mamoru Hosoda arbeitete den Film dabei im Alleingang aus, da es ein sehr persönlicher Film ist, der auf eigenen Erfahrungen und seiner Familie beziehungsweise seinen Kindern basiert. Optisch ist ihm dabei ein wahres Meisterwerk gelungen. Der Film präsentiert sich mit einem hübschen Charakterdesign, tollen Farben, spektakulären Szenen und vielen Details. Es ist ein bildgewaltiges Abenteuer mit tollen Kameraperspektiven, liebevoll animierten Bildern und tollen Settings. Die Farben liegen dabei immer im Kontrast zwischen dem echten Leben, was eher etwas trist gehalten wird, und den Erfahrungen mit der Vergangenheit und Zukunft, die mal deprimierend dunkel und dann wieder farbkräftig und herzerwärmend sind. Immer wird dabei darauf geachtet, dass die Figuren im Mittelpunkt stehen und herausstechen, was ich als sehr angenehm empfunden habe. Besonders fesseln konnten mich dabei die kindlichen Fantasien, die einfach großartig umgesetzt worden sind und dem Bild wirklich geschmeichelt haben. Für mich steht fest, dass hier ein einzigartiges Meisterwerk der Animation geschaffen wurde.
Deutsche Umsetzung und Musik
Ebenso wie das Bild konnte mich auch die deutsche Vertonung unglaublich begeistern. Die Synchronisationsarbeiten wurde hier an das Synchronstudio VSI Synchron in Berlin übergeben, wobei Fritz Rott die Dialogregie führte.
Die Synchronisation hat mir wirklich gut gefallen. Die Stimmen passten fabelhaft zu den Charakteren und konnten diese großartig tragen. Jeder Charakter hat dadurch unheimlich viel Tiefe erhalten und konnte ganz wunderbar überzeugen. Besonders gefallen hat mit hier der kleine Kun, gesprochen von Peggy Pollow. Auch wenn hier eine weibliche Synchronsprecherin einen männlichen Charakter vertonte, wurde Kun unheimlich überzeugend als kleines, quengelndes Kind dargestellt. Auch die anderen Stimmen haben voll und ganz ihren Job erfüllt. Wer dennoch zur OmU-Fassung, originale Vertonung mit deutschen Untertiteln, zurückgreifen möchte, kann dies selbstverständlich tun und wird auch dort nicht enttäuscht.
Musikalisch wird das Bild noch einmal abgerundet und greift Hand in Hand mit der Synchronisation, wodurch die Geschichte komplett zum Leben erweckt wird und von Anfang bis Ende überzeugen kann.
Fazit
Mirai – Das Mädchen aus der Zukunft ist ein unglaublich wertiger und berührender Film. Er überzeugt mit atemberaubenden Bildern, einer wundervoll inszenierten und realitätsnahen Geschichte und großartigen, vielschichtigen Charakteren. Dabei ist wirklich alles von Anfang bis Ende stimmig. Die Charaktere haben ein besonders auffälliges Charakterdesign und sind so immer im Mittelpunkt und die Synchronisation, das Bild sowie die Musik harmonieren hier wie eins. Die Geschichte repräsentiert ein sehr reales Phänomen: Eine Familie, die nach der Geburt des zweiten Kindes völlig überfordert ist und auf unbewusste Art ihr zweites Kind vernachlässigen. Dabei wird hier besonders aus der Sicht des Kindes, das vernachlässigt wird, berichtet. Eine Geschichte, die ohne Schonung knallhart, aber auch butterweich erzählt wird, viel Feingefühl zeigt, manchmal sogar beängstigend ist, zum Schluss jedoch einfach großartig und herzergreifend zeigt, wie wichtig Familie, Liebe und das Leben ist. Eine wahre Perle unter den Animationsfilmen, die ich jedem ans Herz legen möchte.
Kurzfazit
Eine Geschichte, so real wie sie anders nicht sein könnte – persönlich und ergreifend. Getragen durch ein atemberaubendes Bild, großartige Charaktere und wunderschöner Musik. Mirai – Das Mädchen aus der Zukunft, ist ein wahres Meisterwerk und eine Perle unter den Animationsfilmen. Ein Film, der von Anfang bis Ende zum Nachdenken anregt und den ich jedem ans Herz legen möchte.
Bilder: ©2018 STUDIO CHIZU / AV Visionen
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