Würdet ihr euch wünschen, nie wieder jegliche Art von Schmerzen wahrzunehmen? Mit diesem Schicksal muss Katsuhira leben. Die Anime-Serie Kiznaiver erschien erstmals in der Springseason 2016 im japanischen TV und hierzulande auf der Video-on-Demand-Plattform AKIBA PASS. Nachdem das erste Volume mit deutscher Synchronisation am 30. März auf DVD und Blu-ray bei uns erschienen ist, haben auch wir einen Blick auf die ersten Folgen der Serie geworfen. Patrick Snir
„Verprügelt werden gehört zu meinem Alltag“
Katasuhira Agata ist kein normaler Mensch: Durch einen Vorfall hat der Junge sein Schmerzempfinden verloren und spürt wortwörtlich fast nichts mehr, weshalb er seither lethargisch und ziellos durchs Leben spaziert. Deshalb gehört es schon zum Alltag, dass er von seinen Mitschülern gemobbt, in den Schwitzkasten genommen und bestochen wird. Während seine Mitschüler das nicht mehr mit ansehen können, ist das für Katasuhira keine große Sache. Nahezu den selben Beginn hatte jener Tag, an dem er auf die mysteriöse Schönheit Noriko Sonozaki trifft, die ihm erst einen Vortrag hält und ihn dann die Treppe hinunterstößt. Wieder bei Bewusstsein findet er sich mit fünf Mitschülern an einem seltsamen Ort wieder. Mit Hajime, der auch zu den fünf „Insassen“ gehört, hat er noch vor wenigen Stunden geredet, da er ihm aus der Patsche geholfen und das Geld von den fiesen Mitschülern, die Katasuhira ständig schikanieren, zurückgefordert hat. Noriko eröffnet den verdutzten Schülern, dass sie alle einer Operation unterzogen werden, durch die sie die Schmerzen der jeweils anderen fühlen können. Dieser Schritt sei angeblich der erste Weg zum Weltfrieden, wohin Noriko sehnsüchtig hinsteuert. Natürlich halten das alle für unglaubwürdigen Schwachsinn und wollen schleunigst verschwinden, doch das stellt sich als nicht so einfach heraus wie gedacht…
Kiznaiver
Katasuhira und seine Mitschüler Chidori, Hajime, Tsuguhito, Nico und Honoka sind nun Auserwählte, um ein sogenannter Kiznaiver zu sein. Als solche sind sie jetzt Teil des Kizuna-Systems, durch das sie die Schmerzen der jeweils anderen fühlen können. Um den Schülern das System vertrauter zu machen und zu beweisen, dass dieses System für eine friedlichere Gesellschaft konzipiert wurde, bekommen sie den ersten Auftrag von Noriko: Sie sollen sich persönlich vorstellen. Aber was Noriko wirklich von jedem hören will ist das persönlichste Geheimnis der jeweiligen Personen. Jeder ist an der Reihe und wenn sich jemand weigert, werden Katasuhira mit einem Elektroschock Schmerzen zugefügt, die er selber nicht wirklich spürt, aber seine Mitschüler darunter leiden. Somit ist jeder gezwungen das wahre Geheimnis zu entlüften. Werden alle lebend aus diesem Szenario fliehen können? Und warum spüren plötzlich alle auf einmal Schmerzen, obwohl keinem der fünf Mitschüler Schmerz zugefügt wurde? Gibt es noch einen sechsten Auserwählten?
Bild und Animation
Die zwölfteilige Anime-Serie Kiznaiver basiert auf der gleichnamigen Mangavorlage, die von März 2016 bis Februar 2017 auf zwei Volumes im Dengeki-Maog-Magazin erschienen ist. In der Springseason, von April bis Juni 2016, erschien der Anime von Studio Trigger (unter anderem KILL la KILL, Little Witch Academia) im japanischen TV und hierzulande als Simulcast auf AKIBA PASS. Knapp zwei Jahre später, am 30. März dieses Jahres, erschien schließlich das erste Volume mit den ersten sechs Folgen mit deutscher Synchronisation auf DVD und Blu-ray.
Die visuelle Gestaltung der Anime-Serie hat mir generell sehr gefallen. Die Bilder waren durch die hohe Auflösung der Blu-ray sehr schön. Die Hintergründe haben ebenfalls einen guten Eindruck hinterlassen. Da die Geschichte der Serie in einem fiktiven Japan spielt, hat man diesen Stil auch grandios umgesetzt. Das Charakterdesign hat mich aber nicht wirklich überzeugen können. Während einige Charaktere sehr sanft und mit nicht zu starken Konturen gezeichnet wurden, hat man bei den anderen eine stärkere Kontur benutzt und diese verunstaltet. Die Animationen waren flüssig und fehlerfrei. Besonders bei den „actionreichen“ Szenen merkt man die gut umgesetzten Animationen in der Anime-Serie und kann diese deswegen nur loben!
Deutsche Umsetzung und Musik
Die Synchronarbeiten zur Anime-Serie Kiznaiver fanden im Münchner Synchronstudio Violetmedia statt. Verantwortlich für das Dialogbuch war Robert Weber und Beauftragter in der Dialogregie Michéle Tichawsky. Mir nur insgesamt 18 Sprechrollen hat das Studio in Zusammenarbeit mit peppermint anime lobenswert gearbeitet.
Während die deutsche Stimme unseres Protagonisten Katasuhira Agata, Tobias John von Freyend, nahezu perfekt war, habe ich auch Stimmen vernommen, die mich nicht angesprochen habe. Der Grund, warum Tobias John von Freyend die beste Arbeit bis jetzt geleistet hat, ist, dass er vom gespielten Typ her genau zu Katasuhira passt und ihn hervorragend vertont hat. Selbstverständlich gab es auch weitere gute Stimmen, beispielsweise von Chidori, gesprochen von Amira Leisner, und Nokriko, der Katharina Iacobescu ihre Stimme verliehen hat.
Die musikalische Gestaltung des Animes konnte mich auch auf ganzer Linie überzeugen. Aktiv war eine etwas spannende oder beruhigende Musik, je nach Stimmung im Anime, zu hören. Somit hat man Kiznaiver auf gar keinen Fall langwierig gestaltet!
Fazit
Das erste Volume von Kiznaiver hat mich überzeugt und ich konnte die ersten Folgen in vollen Zügen genießen. Auch wenn die Story im ersten Moment für etwas Durcheinander sorgt, stellt man aber ab der zweiten oder dritten Folge fest, dass da doch mehr dahintersteckt. Genau deswegen habe ich mich auch nicht getraut, den Anime in der damaligen Springseason anzusehen – was ich jetzt aber bereue. Die Bilder und Animationen können auf ganzer Linie überzeugen. Das Charakterdesign hat mich jedoch enttäuscht, auch wenn das Animationsstudio, Studio Trigger, für bessere Adaptionen bekannt ist. Die deutsche Umsetzung war zum großen Teil super und auch die musikalische Gestaltung war aktiv vertreten, was mich gefreut hat. Wie mir die gesamte Serie gefallen hat, erfahrt ihr in dem Review zum zweiten Volume der Anime-Serie.
Kiznaiver hat zwar eine nicht gleich am Anfang verständliche Story, überzeugt aber mit den Bildern und Animationen sowie der guten musikalischen Gestaltung. Die deutsche Synchronisation kann man zum großen Teil auch loben.
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