Sword Art Online Last Recollection visual

Review: Sword Art Online: Last Recollection [PlayStation 5]

27. November 2023,   
Autor: Pascal Walther

Was ist der Unterschied zwischen meinem Tod und dem Ende der Welt? Seit nunmehr zehn Jahren erscheinen Games aus dem SAO-Universum, die eine andere Geschichte erzählen als die bekannten Light Novels oder der Anime. Mit Sword Art Online: Last Recollection ist am 6. Oktober 2023 der vorerst letzte Teil der Spielreihe von Bandai Namco für PS5/PS4, Xbox und PC erschienen. Ich habe es gespielt, um herauszufinden, ob es ein würdiger Abschluss der Reihe ist. Pascal Walther

Sword Art Online Last Recollection

ACHTUNG: Jegliche Aussagen in diesem Review reflektieren lediglich die persönliche Meinung des Autors und nicht (!) die von PattoTV und seiner Partner.


Das Mädchen, das vom Himmel fiel

Die Handlung von Last Recollection ist eine direkte Fortsetzung des Vorgängers Alicization Lycoris, inklusive der DLCs. Seit dem Sieg über Administrator/Quinella warten die Integritätsritter und die Gruppe um Kirito, Alice, Eugeo und Co. am Großen Osttor, um sich auf den so genannten Finalen Stresstest vorzubereiten. Das ist der Moment, in dem die Truppen des Dark Territory im Menschenreich einfallen werden.

Plötzlich fällt ein Mädchen vom Himmel, direkt auf Kirito und seine Freunde. Wie sich herausstellt, handelt es sich um eine Dunkelritterin namens Dorothy Isaiah Elisheva, die von den Schergen des Dark Territory gejagt wurde.

Sie kommt in wichtiger Mission, denn der Kommandant der Dunkelritter hat sie beauftragt, die Integritätsritter um Friedensverhandlungen zu bitten. Doch Dorothy kommt nicht allein. Sie wird begleitet von Sarai, einem kleinen Mädchen, mit dem Dorothy ein inniges Band verbindet. Zunächst stehen alle den angeblichen Friedensplänen skeptisch gegenüber, doch schließlich wird beschlossen, auf das Verhandlungsangebot einzugehen.

Sword Art Online Last Recollection

Reise ins Ungewisse

Für die Verhandlungen reist eine Abhandlung unter der Führung von Kirito, Alice und Eugeo in das Dark Territory. Dorothy führt sie dabei immer tiefer in „Feindesgebiet“, wo Kirito und seine Freunde auf allerlei unbekannte Gegner treffen, aber auch neue Freundschaften schließen. Auch innerhalb der Gruppe gibt es Potential für ungewollte Konflikte. Denn Dorothy scheint ihren Mitreisenden einiges zu verheimlichen. Warum ist sie allein gekommen? Warum hat sie nicht die gleiche Haut- und Haarfarbe wie die Bewohner des Dark Territory? Wer ist Sarai eigentlich?

Und dann ist da noch das Gerücht von einem Fluch, der auf ihr liegen soll. Wieder einmal scheint Kirito vor einem Berg von Problemen zu stehen und natürlich ist da auch noch der bevorstehende finale Stresstest, den es zu überstehen gilt. So ist es wohl keine Übertreibung zu sagen, dass von dieser Reise das Schicksal der gesamten Underworld abhängt.

Sword Art Online Last Recollection

Vieles besser, vieles gleich schlecht

Sword Art Online: Last Recollection stellt in einigen Bereichen eine spielerische Verbesserung gegenüber seinen Vorgängern dar. Allerdings finden sich auch in diesem Ableger der SAO-Reihe wieder viele Punkte, die schon in den Vorgängern ein Problem darstellten. In einigen Fällen kam es sogar zu einer Verschlechterung im Vergleich zum direkten Vorgänger.

Das Gameplay an sich wurde in einigen Punkten deutlich verbessert, vor allem, was die Kämpfe betrifft. Wie bei den Vorgängern der Reihe ist jedoch eine gewisse Tendenz zur Unübersichtlichkeit zu erkennen. Die schiere Anzahl an möglichen Kontrollen kann anfangs überfordern, gerade wenn es das erste SAO-Spiel ist, das man spielt. Allerdings ist es bei entsprechender Beschäftigung schnell möglich, sich an das Kampfsystem zu gewöhnen. Mir persönlich fällt es jedoch auch nach über einem Dutzend Spielstunden immer noch schwer, das Timing für bestimmte Kombo-Attacken oder Skill-Breaks zu treffen. Beim Vorgänger war das noch einfacher. Auch die anderen Funktionen entgingen mir meistens, da ich das Timing nicht treffen konnte.

Sword Art Online Last Recollection

Negativ aufgefallen ist mir auch das Fehlen einer Schnellansicht der Karte. Bei Alicization Lycoris konnte diese mit einem einzigen Tastendruck aufgerufen werden, bei Last Recollection muss man dafür erst ins Menü gehen und die Karte manuell auswählen. Dieser unnötige Schritt unterbricht ein ansonsten flüssiges Gameplay. Wobei flüssig nicht gleichbedeutend mit ausgewogen ist. Auf mich wirkte die Handlung teilweise sehr „in die Länge gezogen“.

Nach über fünf Stunden Spielzeit war ich kaum über Kapitel 2 hinausgekommen, das sich eher wie ein endloses Tutorial anfühlte, das nicht allzu viel Storyinhalt enthielt. Man bekommt den Eindruck, dass die Entwickler versuchten, den Fehler des überlangen Prologs von Alicization Lycoris auszubügeln, was nicht so recht gelingen wollte.

Wie in der SAO-Spielreihe üblich, wird das Gameplay durch unterschiedlich lange Visual-Novel-Parts ergänzt, die integraler Bestandteil der Handlung sind. Auch diese Szenen sind größtenteils vertont. Im Gegensatz zu den Cutscenes sind diese Szenen jedoch mit Charakteren im Anime-Stil illustriert. Allerdings kommt gerade hier ein Aspekt zum Tragen, den die Spiele der Reihe schon immer hatten: Die nicht allzu akkurate Übersetzung der Dialoge.

Für mich, der das gesprochene Japanisch problemlos versteht, war es stellenweise ärgerlich, dass der Text an vielen Stellen sehr frei übersetzt wurde. Auch war es sehr befremdlich, das Wort „Level“ mit „Rang“ übersetzt zu sehen, was meiner Meinung nach absolut unnötig und sinnlos ist. Zugegebenermaßen ist es insgesamt nicht so schlimm wie bei manchen Spielen von Nintendo, aber es ist bei weitem kein optimales Erlebnis.

Sword Art Online Last Recollection

Gebremste grafische Entwicklung

Sword Art Online: Last Recollection erschien am 6. Oktober 2023 für PS5/PS4, XBox und den PC. Das Spiel wurde von Bandai Namco Entertainment produziert, die auch den Vertrieb übernommen haben. Die UVP liegt bei 84,99 EUR. Der Preis variiert jedoch je nach Edition des Spiels.

Last Recollection ist das erste Spiel der Reihe, das die Unreal Engine 5 verwendet, und ich hatte zunächst große Hoffnungen, da die Möglichkeiten dieser Engine bekanntermaßen sehr groß sind. Leider wurden meine Erwartungen in vielerlei Hinsicht enttäuscht. Auf den ersten Blick wirkt die Landschaft ausgereifter als beim Vorgänger, doch bei genauerem Hinsehen fallen schnell die ersten Mängel auf. Diese werden schließlich deutlich, als der erste Charakter die Bildfläche betritt.

Sword Art Online Last Recollection

Dabei ist das Design nicht per se schlecht, im Gegenteil. Viele Details, die den Charakteren mehr Leben einhauchen, sind deutlich bemerkbar. Allerdings hört das Positive rasch auf, sobald man sich in Bewegung setzt. Als erstes fallen die frei schwebenden Waffen auf, die an der Spielfigur gebunden sind. In früheren Einträgen der Reihe war es noch so, dass die Waffen verschwanden, sobald nicht gekämpft oder ein Skill ausgelöst wurde. Auch das war keine perfekte Lösung, da es die Immersion mindert, aber immer noch besser als das Prinzip der schwebenden Waffen, das eigentlich schon seit den 2000er Jahren überholt sein sollte.

Leider gehen die Probleme noch weiter, zu denen auch die Physik der Haare gehören. Gerade bei Charakteren mit langen Haaren verschwindet fast immer ein Teil der Haare im Körper, vor allem bei Sprüngen. In einem Spiel, das die Unreal Engine 5 verwendet, darf so etwas definitiv nicht passieren. Es gibt sogar F2P-Mobile-Games, bei denen die Haare besser animiert sind. Der Grund für diese endlose Mängelliste könnte darin liegen, dass das Spiel (leider) noch für Last-Gen-Konsolen entwickelt wurde. Da die Leistungsfähigkeit der verschiedenen Generationen sehr unterschiedlich ist, könnte dies die schwache Performance erklären.

Sword Art Online Last Recollection

Einige Lichtblicke sind vorhanden

Bei allen negativen Punkten muss aber auch erwähnt werden, dass Last Recollection grafisch in einigen Belangen einen Fortschritt gegenüber seinen Vorgängern darstellt. So wurde zum Beispiel eine neue Animation für das Teleportieren eingeführt, die recht kreativ aussieht, auch wenn sie nach dem x-ten Mal etwas nervt. Auch die Landschaft ist dank der Unreal Engine teilweise besser gelungen, was angesichts der oben erwähnten Probleme mit den Charakteren fast schon ironisch wirkt. Anime-Fans dürften sich besonders darüber freuen, dass die Visual-Novel-Szenen auch diesmal wieder hochwertig illustriert wurden.

Sword Art Online Last Recollection

Auch das Opening ist zum ersten Mal in einem SAO-Spiel komplett im Anime-Stil animiert und mit dem Song VITA von ReoNa unterlegt. Leider enthält das Spiel ansonsten keine weiteren Anime-Sequenzen, was mich persönlich sehr enttäuscht hat. Neben dem visuell und musikalisch hochwertigen Opening verfügt das Spiel auch sonst über einen eingängigen Soundtrack. Dieser ist einer der wenigen, neben beispielsweise der japanischen Sprachausgabe, der über die gesamte Reihe konstant auf hohem Niveau bleibt.

bandai namco

Hier klicken und bei Amazon bestellen!

Fazit

Sword Art Online: Last Recollection hinterlässt bei mir insgesamt einen zwiespältigen Nachgeschmack. Es gibt viele Aspekte, die sich im Vergleich zu den Vorgängern verbessert haben, wie zum Beispiel die Verwendung der Unreal Engine und der damit verbundene höhere Detailgrad. Auch die Verbesserungen im Kampfsystem sind erwähnenswert.

Leider wird jeder positive Gedanke, den man findet, meist direkt durch einen negativen wieder zunichte gemacht. So wird die Unreal Engine nicht effizient genutzt, was sich besonders bei den Charakteren und deren Haaren bemerkbar macht. Das Kampfsystem ist in manchen Bereichen zu komplex – beziehungsweise ist es fast unmöglich, bestimmte Skill-Kombos zu treffen.

Die Handlung des Spiels ist an sich gut, die neuen Charaktere sind mir schnell ans Herz gewachsen, aber durch die Kapitelaufteilung wirkt die Handlung manchmal etwas „durchhängend“. Ganz zu schweigen davon, dass man dieses Mal indirekt die vorangegangenen Spiele kennen muss, da so viele Charaktere in diesem Finale der Reihe wieder auftauchen.

In Summe kann ich als SAO-Fan das Spiel zwar jedem, der auch ein Fan ist, wärmstens empfehlen, aber eine generelle Empfehlung kann ich nicht aussprechen. Für Fans, die bereits die Vorgänger gespielt haben oder zumindest die Anime-Serie kennen, ist das Spiel sicherlich ein meist positives Erlebnis. Wer allerdings mit dem Gedanken spielt, Last Recollection zu seinem ersten SAO-Spiel zu machen, dem muss ich bedauerlicherweise abraten. Dafür sind die grafischen Mängel zu groß, ganz zu schweigen von der Komplexität der Handlung, die ohne Vorkenntnisse kaum zu verstehen ist.

Kurzfazit

Sword Art Online: Last Recollection ist ein Muss für alle Fans der SAO-Serie. Für Neueinsteiger ist es aufgrund seiner Mängel jedoch nicht zu empfehlen.

Bilder: ©2020 REKI KAWAHARA/KADOKAWA CORPORATION/SAO-P Project ©Bandai Namco Entertainment Inc.

Pro

Contra

8.0
10
Story/Umfang:
Gameplay:
Grafik:
Soundtrack:
Themen:
Share via
Copy link