Seitdem NDcube 2012 die Entwicklung der Mario Party-Reihe übernommen hat, hagelt es harsche Kritik von Fans. Die Spiele seien seitdem zu sehr von der Formel abgewichen und vom Glück abhängig. Doch seit der Nintendo Switch werden die Spiele endlich besser.
Mit der steigenden Qualität verspricht Nintendo mit dem neuen Super Mario Party Jamboree, das am 17. Oktober 2024 für die Nintendo Switch erschien, auch mehr Inhalte als je zuvor. Ich verrate euch, ob Nintendo dieses Versprechen meiner Meinung nach halten kann oder sich mit dieser Aussage kräftig “verwürfelt” hat. Bastian Budde
ACHTUNG: Jegliche Aussagen in diesem Review reflektieren lediglich die persönliche Meinung des Autors und nicht (!) die von PattoTV und seiner Partner.
Partyvorbereitungen mit Kamek
Die Story steht bei Mario Party natürlich nicht im Mittelpunkt. Manche Ableger der Reihe haben auch eigentlich gar keine. Von einer Geburtstagsfeier über eine Kreuzfahrt bis hin zu einem Streit zwischen Sonne und Mond war schon alles dabei. Doch für Super Mario Party Jamboree hat sich Nintendo etwas ganz Einfaches einfallen lassen.
In Super Mario Party Jamboree helfen wir dem Gastgeber Kamek beim Aufbau der Spielbretter. Dabei können wir uns frei auf den Spielbrettern bewegen, ohne würfeln zu müssen. Unterwegs findet ihr Figuren, die eure Hilfe brauchen. Unter anderem müsst ihr Minispiele spielen, Gegenstände am Wegesrand einsammeln, Ereignisfelder testen oder ein Quiz bestehen.
Wenn ihr den Figuren helft, erhaltet ihr als Belohnung Ministerne. Sobald ihr genug Ministerne gesammelt habt, erwartet euch ein Bosskampf. Diese Boss-Minispiele sind aber wohl mein größter Kritikpunkt am Spiel. Sie sind alle für den späteren Boss-Rush Mehrspielermodus konzipiert. Deshalb ist verlieren eigentlich nicht möglich. Lediglich die Fähigkeiten des Spielers entscheiden darüber, wie lange das Minispiel dauert und welcher Spieler am Ende die meisten Punkte hat. Sowohl im Story-Modus als auch später im Boss-Rush sind die Minispiele daher belanglos und unterscheiden sich nicht von anderen normalen Minispielen.
Aber auch der Rest der Story gestaltet sich nicht sonderlich reizvoll. Als Neuling kann man sich zwar in Ruhe auf den Karten umsehen und die Auswahl an Minispiele üben, viel mehr hat der Modus allerdings nicht zu bieten.
Belohnungen an jeder Ecke
Das Belohnungssystem von Super Mario Party Jamboree ist wohl das unterhaltsamste der gesamten Serie. Das Spiel bietet Errungenschaften für alle Aspekte des Spiels, die neue Dinge im Spiel freischalten. Einmal sind es neue Emotes, dann neue Musik und ein anderes Mal ist es einfach nur ein bisschen Geld. Wenn ihr fleißig Errungenschaften sammelt, steigt ihr im Rang auf und könnt sogar neue Spielbretter und Modi freischalten. Unabhängig davon lassen sich mit Ninji und Pauline zwei Charaktere freischalten.
Bei der Art der Errungenschaften hätte Nintendo etwas mutiger sein können, ähnlich dem Meilensteinsystem von Super Smash Bros. So gibt es keine Errungenschaft, für die ich die CPU auf einen bestimmten Schwierigkeitsgrad einstellen muss. Um es mir leichter zu machen, habe ich daher das ganze Spiel auf Leicht gespielt, was sich natürlich auf das Spielerlebnis auswirken kann. An dieser Stelle fände ich es schön, wenn Nintendo uns Completionists ein paar Steine in Form von echten Herausforderungen in den Weg legen würde.
Party für jeden
Wo Nintendo allerdings dazugelernt hat, ist der klassische Party-Modus. Hier schaltet ihr im Laufe des Spiels die Profi-Regeln frei. Mit ihnen könnt ihr dann eine deutlich strategischere Version spielen, in der möglichst wenig vom Zufall abhängt. So gibt es keine Tauschfelder mehr, Gegenstände im Shop sind nur begrenzt verfügbar, Minispiele werden von den Spielern ausgewählt und vieles mehr. Damit sollte der Spielspaß für jeden Spieler gewährleistet sein.
Allerdings würde ich mir für zukünftige Spiele wünschen, dass man wie bei Super Smash Bros. in den Party-Einstellungen einzelne Regeln an- und ausschalten und sich so sein eigenes Regelwerk zusammenstellen kann.
Was ist, wenn ich strategisch spielen will, aber die Tauschfelder aktiviert lassen möchte? Was, wenn ich lieber im klassischen Modus spiele, mir aber das Shopsystem mit den limitierten Items oder das Minispiel-Voting gefällt? Oder noch einen Schritt weiter gedacht: Was ist, wenn ich den Preis für einen Sternenklau bei Buu Huu erhöhen oder die Möglichkeit des Sternenklaus sogar ganz abschalten möchte? Diese Möglichkeiten gibt es in Super Mario Party Jamboree leider noch nicht.
Wundervolle Spielbretter
Der Vorgänger Super Mario Party hatte nur vier Spielbretter, jetzt sind es sieben. So viele Spielbretter gab es in der gesamten Reihe noch nie. Und jedes Spielbrett hat ein interessantes Alleinstellungsmerkmal. In der Shopping Mall sammeln wir zum Beispiel Stempel, die wir gegen Münzen eintauschen können, auf der Rennstrecke sitzen die Spieler in einem Kart und in der Lagune verändern Ebbe und Flut das Spielfeld.
Letzteres gab es auch schon im Vorgänger, aber da haben die Entwickler das Spielfeld kompakt gehalten, was es spielerisch uninteressant machte. Im neuen Spiel sind die Spielbretter wieder viel größer und schöner. Ich würde sogar sagen, dass es die besten Spielfelder sind, die NDcube je gemacht hat.
Neben den fünf neuen Spielbrettern gibt es auch zwei wiederkehrende Spielbretter aus der N64-Ära. Marios Regenbogenburg stammt ursprünglich aus dem ersten Mario Party, während das Western-Land aus Mario Party 2 stammt. Doch der Cowboyhut wie im Original bleibt uns im Western-Land leider verwehrt.
Überarbeitete Partnermechanik
Natürlich sind auch die Partner aus Super Mario Party wieder mit von der Partie. Allerdings funktionieren sie hier etwas anders. Alle paar Runden erscheint ein titelgebender Jamboree-Partner auf dem Spielfeld. Erreicht einer der Spieler dieses Feld, wird in einem Minispiel um den Partner gekämpft. Der Spieler, der das Minispiel ausgelöst hat, erhält einen kleinen Vorteil.
Jeder Partner hat sein eigenes, liebevoll gestaltetes Minispiel. Marios Herausforderung besteht zum Beispiel aus drei Remakes alter Minispiele, die nacheinander gespielt werden, während Wario seine eigene Quizshow moderiert und Waluigi mit euch eine Runde Flipper spielt.
Habt ihr gewonnen und einen Partner bekommen, könnt ihr dessen Spezialfähigkeit nutzen. Manche Partner helfen euch zum Beispiel beim Würfeln, andere klauen nebenbei Geld von Mitspielern. Aber Vorsicht! Andere Spieler können euch euren Partner im Vorbeigehen klauen und nach ein paar Runden verschwindet er auch wieder.
Mini-Kritik
Bei den Minispielen hat Nintendo die Statistik aus Marketinggründen etwas geschönt. Mit knapp über 110 Minispielen hat Super Mario Party Jamboree zwar tatsächlich die meisten Minispiele aller Zeiten, aber viele davon sind exklusiv für bestimmte Modi. Im klassischen Party-Modus kommen wir nämlich nur auf etwa 70.
Das ist zwar im Vergleich zu den GameCube-Spielen immer noch ein guter Schnitt, aber die Spiele fangen dadurch sehr schnell an, sich zu wiederholen. Hier könnte Nintendo in Zukunft sicher noch ein paar Minispiele mehr anbieten. Die Minispiele an sich machen aber Spaß. Natürlich gibt es auch hier wieder einige Comebacks aus alten Zeiten, über die man sich freut.
Warte … da ist noch mehr?
Es ist nicht ungewöhnlich, dass Mario Party-Spiele hin und wieder mehr bieten als nur den Party-Modus. Manche waren in der Vergangenheit sogar eine nette Abwechslung, bevor man sich wieder dem Hauptmodus widmete. Super Mario Party Jamboree übertreibt es in dieser Hinsicht jedoch maßlos – und zwar im positiven Sinne.
So bietet das Spiel zum Beispiel den Bowserathlon, bei dem man online gegen bis zu 20 Mitspieler antreten und in speziellen Minispielen Münzen sammeln muss, um auf dem Spielbrett vorwärts zu kommen. Oder Bowser’s Bomber Team, bei dem die Spieler koordiniert Bomben auf Bowser werfen müssen. Ebenso wie die Rhythmusküche, bei der die Bewegungssteuerung zum Einsatz kommt. Und das sind nur einige Beispiele für die verschiedenen Modi.
Allein auf der Minispiel-Insel gibt es viel zu entdecken. Darunter tägliche Herausforderungen oder der bereits erwähnte Boss-Rush. Und jeder einzelne Modus macht richtig Spaß. Natürlich werde ich mich bei nächster Gelegenheit wieder in den klassischen Modus stürzen, aber ich kann zum ersten Mal verstehen, wenn sich Spieler lieber in eine Runde Bowserathlon oder Rhythmusküche stürzen und auf den Party-Modus verzichten.
Schluss mit schlechter Verbindung
Mit Super Mario Party bot Nintendo erstmals die Möglichkeit, mit Spielern aus der ganzen Welt zu spielen. Allerdings war der Online-Modus noch mit vielen Einschränkungen und Verzögerungen verbunden. Diese sind im neuen Teil fast vollständig behoben.
Hier und da kommt es noch zu Rucklern bei den Minispielen. Besonders ärgerlich ist dies bei den Rhythmus-Minispielen, da die Musik dann asynchron zu den Eingaben zu spielen beginnt. Ansonsten lässt sich das gesamte Spiel aber wunderbar online mit Spielern weltweit bestreiten. Vorausgesetzt, man selbst und die Mitspieler haben eine stabile Internetverbindung. Hier empfiehlt es sich wie immer, die Konsole mit einem LAN-Kabel zu verbinden.
Auch Online-Partien gegen Unbekannte sind ein großes Vergnügen. Außerhalb eurer Spielzüge könnt ihr wie im Vorgänger eure Emotionen mit euren Mitspielern durch Emotes teilen. So entstehen viele zwischenmenschliche Situationen, die einem im Gedächtnis bleiben, ohne dass man auch nur ein Wort gesagt hat. Damit gelingt es dem Spiel hervorragend, ein kindgerechtes Online-Erlebnis zu schaffen.
Dabei zwingt Super Mario Party Jamboree zu keiner Zeit dazu, online zu spielen. Alle Online-Inhalte sind optional. Alle Errungenschaften im Spiel können also auch alleine oder mit Freunden auf der Couch erreicht werden.
Fazit
Super Mario Party Jamboree kratzt an der Perfektion. Mehr individuelle Einstellungsmöglichkeiten im Party-Modus und ein paar mehr Minispiele hätten dem Spiel noch gut getan. Auch ein interessanterer Story-Modus wie zu GameCube-Zeiten wäre schön gewesen.
Ansonsten bietet das Spiel kaum Anlass zur Kritik. Die Auswahl an Spielbrettern ist riesig und jedes ist wunderschön und einzigartig gestaltet, ein optionales Profi-Regelwerk macht das Spiel endlich wieder taktischer und auch die anderen Spielmodi sind einen Blick wert. Zudem ist der Online-Modus gut ins Spiel integriert und läuft stabil.
Somit bietet der neue Ableger der Mario Party-Reihe meiner Meinung nach nicht nur die angekündigte Quantität, sondern auch eine deutlich höhere Qualität als in den letzten Jahren.
Kurzfazit
Mario Party ist endlich wieder da! Super Mario Party Jamboree übertrifft in vielerlei Hinsicht sogar die alten Klassiker für Nintendo 64 und GameCube. Ein Muss für jeden Fan.
Bilder: © Nintendo. Nintendo and Nintendo Cube are the authors of this software for the purpose of copyright. All rights reserved.
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