Review: Pompo: The Cinephilé

1. Februar 2023,   
Autor: Pascal Walther

„Willkommen in der Welt der Träume und des Wahnsinns“ – dieser eine Satz aus dem Film Pompo the Cinéphile charakterisiert dessen Handlung recht gut. Der am 8. Dezember 2022 bei KSM Anime erschienene Anime-Film steht ganz im Zeichen der Welt der Filmindustrie, die mit obigen Worten vom titelgebenden Charakter beschrieben wird. Ich habe mir den Film angesehen, um für euch zu erfahren, ob das Erstlingswerk des neuen Studios CLAP den hohen Erwartungen gerecht wird. Pascal Walther

ACHTUNG: Jegliche Aussagen in diesem Review reflektieren lediglich die persönliche Meinung des Autors und nicht (!) die von PattoTV und seiner Partner.


Auf der Suche nach meiner Arie

Joelle Davidovich „Pompo“ Pomponett ist eine bekannte Regisseurin in Nyallywood – eine fiktionalisierte Version Hollywoods – und produziert Filme für das Studio ihres Großvaters. Zum Unverständnis ihres Assistenten Gene Fini, beschränkt sie sich jedoch ausschließlich auf B-Movies, die meist eine absolut lächerliche Handlung verfolgen, aber dennoch sehr erfolgreich sind. Gene bewundert sie und will insgeheim auch einmal Regisseur werden. Allerdings hat er kein Selbstvertrauen und schafft es nicht, seinen ersehnten Wunsch aus eigener Kraft in die Tat umzusetzen. Pompo scheint aber mit etwas Hilfe ihres Großvaters Genes Potenzial erkannt zu haben und lässt eines Tages eine Bombe platzen: Gene soll ihr neuestes Skript als Regisseur verwirklichen.

Das Skript unterscheidet sich sehr von Pompos vorherigen Werken, weil es ein Drama und kein B-Movie ist. Damit ihr Name weiterhin nur mit den bekannten B-Movies verbunden wird, lässt sie als Vorwand Gene Regie führen. Somit kommt Mystia, die bezaubernde Schauspielerin, die üblicherweise in Pompos Filmen die Hauptrolle übernimmt, überhaupt nicht in Frage. Eine andere Besetzung muss demnach für die weibliche Hauptrolle des Films, in dem es um einen Dirigenten geht, der auf der Suche nach seiner Arie alles verliert und am Ende doch sich selbst findet, her.

Die Suche ist überraschend schnell beendet und sowohl Pompo als auch Gene sind sich einig, dass nur eine die weibliche Hauptrolle übernehmen kann: Nathalie Woodward. Das junge Mädchen mit dem markanten Haar hält sich mit unzähligen Jobs in Nyallywood über Wasser, um sich eines Tages ihren Traum erfüllen zu können: Schauspielerin zu werden. Gene sah in ihr sofort seine Vision des Charakters und war außer sich vor Freude, sie an Bord zu haben. In der Rolle des Dirigenten hat Pompo den weltberühmten Schauspieler Martin Braddock vorgesehen, was Gene erneut einschüchtert, da dieser bereits großen Erfolg hatte und eigentlich keine Filme mehr macht.

Es gibt aber noch viel Arbeit, bis der Dreh beginnen kann. Nathalie geht zuerst für einige Wochen zu Mystia ins Training, um selbstsicherer als Schauspielerin zu werden. Gene verinnerlicht in der Zwischenzeit das Skript. Nach dem Ende der Vorbereitungen reist das Filmteam dann in die Schweiz, wo die meisten der Aufnahmen gedreht werden sollen. Gene wirkt am Anfang recht überfordert, findet sich aber mit der Zeit in seiner Rolle ein und geht darin auf. Der Dreh in der Schweiz wird ein voller Erfolg und zurück in Nyallywood beginnt nun die Postproduktion. Doch damit hat der Regisseur-Neuling Gene mehr Probleme als erwartet und es scheint, als würde alles auf der Kippe stehen. Doch Gene ist trotz allem nicht allein mit seinen Problemen.

Bild und Animation

Als Vorlage des Films Pompo the Cinéphile aus dem Studio CLAP diente der gleichnamige Manga aus der Feder von Shogo Sugitani. Takayuki Hirao führte dabei die Regie, während Shingo Adachi das Charakterdesgin übernahm. Nach einigen Verspätungen bedingt durch Corona kam der Film am 4. Juni 2021 in die japanischen Kinos. Im deutschsprachigen Raum sollte Pompo the Cinéphile ursprünglich im Rahmen des AKIBA PASS Festival 2022 seine Deutschlandpremiere feiern, die allerdings nicht stattgefunden hat. KSM Anime sicherte sich schließlich die Lizenz und veröffentlichte den Comedy-Drama-Anime am 8. Dezember 2022 im hiesigen Handel.

Im Allgemeinen ist die Qualität der Animation durchwegs gut bis überdurchschnittlich. Erst recht, wenn man bedenkt, dass Pompo the Cinéphile das Erstlingswerk des Studios CLAP ist. Die Handschrift von Shingo Adachi, dem Charakterdesigner, ist dabei klar zu erkennen. Jedoch unterscheidet sich der Stil von seiner gewohnten Art Charaktere darzustellen, was ich persönlich sehr erfrischend fand. Der Anime bietet generell sehr viele Bilder, die wunderschön animiert sind. Nebst den quirligen Stadtszenen, sind auch die Szenen in den Schweizer Alpen sehr detailreich dargestellt. Ich selbst habe mehrmals versucht herauszufinden, wo genau in der Schweiz diese Szenen spielen, konnte aber zu keinem klaren Ergebnis kommen.

Für mich scheint es so, als wäre die Landschaft aus dem verklärten Bild der Schweiz heraus entstanden, dass seit Heidi in Japan vorherrscht. Die Berge sind beispielweise so zahlreich, dass es wie das Berner Oberland hoch zehn erscheint oder auch wie eine Szene aus The Sound of Music mit Julie Andrews, was ironischerweise recht passend wäre. Nichtsdestoweniger kann man über diesen Makel hinwegsehen, da sonst die Qualität der Animation nicht zu beanstanden ist. Besonders hervorzuheben sind hier noch die Sequenzen gegen Ende, in denen die Story des Films mit der des Films von Gene verschwimmt, als er als Regisseur ähnlich wie der Dirigent nach seiner Arie sucht. Wobei die Arie hier der fertige Film ist. Die in diesen Szenen verwendeten Bilder, insbesondere die Szenen mit den fliegenden Filmrollen, sind eindrucksvoll entstanden und hinterlassen meiner Meinung nach einen emotional großen Nachhall.

Deutsche Umsetzung und Musik

G&G Tonstudios in Kaarst wurde von KSM Anime mit der deutschen Umsetzung von Pompo the Cinéphile beauftragt, bei der Sebastian Hollmann sowohl das Dialogbuch als auch die -regie übernahm. In den vier Hauptrollen sind zu hören: Amira Leisner als Pompo, Benjamin Stolz als Gene, Nicole Hise als Mystia und Lisa Dzyadyk als Nathalie.

Die deutsche Synchronisation überzeugt dabei im Großen und Ganzen, während das Dialogbuch nahe am japanischen Original ist. Bemerkbar ist vor allem die Mühe aller beteiligten Sprecher, die ihre jeweiligen Rollen authentisch darstellen. Dennoch hätten für mich persönlich die Emotionen in der deutschen Sprachfassung etwas markanter ausfallen dürfen. Dieser Punkt fällt jedoch, wenn überhaupt, wohl nur den Personen auf, die den Film auch auf Japanisch anschauen.

Bezüglich der Musik des Films lässt sich nur positives sagen! Gleich zu Beginn wird mit dem Song Dance on Fire von Seiko Niizuma groß vorgelegt. Auch im weiteren Verlauf des Films fügt sich der Soundtrack von Kenta Matsukama wunderbar in die Story ein – selbst die klassischen Werke von Johann Sebastian Bach wirken dank der Natur der Handlung mitnichten fehl am Platz. Das Ending Mado wo Akete (Open the Window) von CIEL, der zugleich der Theme-Song des Films ist, hat es mir persönlich sehr angetan und läuft, seitdem ich ihn zum ersten Mal hörte, in meiner Freizeit immer wieder mal rauf und runter.

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Fazit

Alles in allem lässt sich sagen, dass Pompo the Cinéphile ein qualitativ hochwertiger Anime-Film mit viel Herz ist. Man erkennt quasi auf den ersten Blick, dass die Macher Filme mindestens so sehr lieben wie die Charaktere, die sie zum Leben erwecken. Die Handlung allein ist voller emotionaler Hochs und Tiefs und führt den Zuschauer hinter die Kulissen eines fiktionalisierten Hollywood, samt seiner guten und schlechten Seiten.

Die Animationsqualität mag durchwegs zu überzeugen, auch wenn teils etwas übertrieben wird und es schon fast kitschig erscheint. Die musikalische Untermalung von Kenta Matsukama ergänzt den Film zusammen mit den klassischen Kompositionen von JS Bach wunderbar, die zudem perfekt zum Setting passen. Was die deutsche Synchronisation betrifft, so ist diese auch ohne Zweifel hervorragend gelungen, obwohl es ihr im Vergleich zum japanischen Originalton teils etwas an Emotion fehlt. Damit ist Pompo the Cinéphile perfekt für einen gütlichen (Familien-) Abend zugeschnitten, der eine Bandbreite an Spaß verspricht.

Kurzfazit

Pompo the Cinéphile ist ein Anime-Film voller Emotion und Wahnsinn – eine cineastische Perle. Ich empfehle den Film allen, die Fans des Films an sich sind oder es noch werden wollen.

Bilder: © 2020 Shogo Sugitani [Ningen Plamo] / KADOKAWA / Pompo: The Cinéphile Production Committee © KSM Anime, Koch Films

Pro

  • Emotionsgeladene Story
  • Detailreich gestaltete Bilder
  • Einprägsamer Soundtrack

Contra

  • Teils etwas klischeehafte Darstellungen
  • Fehlende Emotion in der dt. Synchro
8.5
10
Story:
Bild und Animation:
Deutsche Umsetzung:
Musik:
Themen:
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