Was ist dein größter Wunsch? Vor dieser Frage stehen die sieben Protagonisten des Fantasy-Films Lonely Castle in the Mirror. KSM Anime bringt das Fantasy-Werk von Studio A-1 Pictutes am 9. Juni 2024 in die hiesigen Kinos. Ich habe mir vorab einen Eindruck von der deutschen Fassung des Films verschafft, um sagen zu können, ob sich ein Kinobesuch lohnt. Pascal Walther
ACHTUNG: Jegliche Aussagen in diesem Review reflektieren lediglich die persönliche Meinung des Autors und nicht (!) die von PattoTV und seiner Partner.
Die Wolfskönigin und ihre sieben Schneewittchen
Die Schülerin Kokoro Anzai geht seit einiger Zeit nicht mehr zur Schule. Den Grund dafür verschweigt sie sowohl ihrer Mutter als auch der ihr zugeteilten Beraterin Frau Kitajima. Sie verbringt ihre Tage zu Hause und lernt. Eines Tages jedoch beginnt der Spiegel in ihrem Zimmer zu leuchten und sie wird hineingezogen. Als sie wieder zu sich kommt, steht ein Mädchen mit einer Wolfsmaske vor ihr. Es hat sie in die Mitte einer einsamen Insel im Meer entführt, auf der ein riesiges Schloss steht. Das Wolfsmädchen erzählt ihr, dass sie auserwählt wurde, um einen Wunsch erfüllt zu bekommen. Gegen ihren Willen wird sie ins Schloss gezerrt, wo bereits sechs andere Kinder auf sie warten.
Im Schloss verrät das Mädchen, das sich als Wolfskönigin vorstellt, den sieben Kindern, dass sie den Schlüssel zu einem versteckten Raum im Schloss finden müssen. Wer den Schlüssel findet und den Raum betritt, dem wird bedingungslos ein Wunsch erfüllt. Die Gruppe um Kokoro, Aki, Fūka, Masamune, Rion, Subaru und Ureshino ist zunächst skeptisch, lässt sich aber schließlich auf die etwas seltsame Situation ein.
Allerdings gibt es eine absolute Regel, die sie laut der Wolfskönigin niemals brechen dürfen. Die Sieben dürfen sich nur von 9 bis 17 Uhr japanischer Zeit im Schloss aufhalten. Wer diese Regel bricht, wird von einem großen Wolf gefressen. Und nicht nur das, auch die anderen werden dieses Schicksal teilen, denn sie übernehmen gemeinsam die Verantwortung.
Das Dilemma und der Wunsch
Nach dem ersten Tag kehrt Kokoro einige Zeit nicht mehr ins Schloss zurück. Als sie sich endlich entschließt, zurückzukehren, sind die anderen bei der Suche nach dem Schlüssel und dem Zimmer noch nicht sehr weit gekommen. Da kommt die Wolfskönigin wieder zu den Sieben und teilt ihnen ein bisher vergessenes Detail mit. Wenn nämlich jemand den Schlüssel benutzt und sich etwas wünscht, verlieren alle ihre Erinnerungen an die gemeinsame Zeit im Schloss. Wenn aber niemand einen Wunsch äußert, können alle ihre Erinnerungen behalten. Dieses Dilemma stellt alle vor eine schwierige Entscheidung
Was ist wichtiger, die neuen Erinnerungen und Freundschaften oder ein übermächtiger Wunsch? Ganz zu schweigen davon, dass Kokoro und die anderen immer noch nicht genau wissen, warum sie überhaupt hier sind, was sie miteinander verbindet und was es mit der Wolfskönigin auf sich hat. Doch nun haben sie weniger als ein halbes Jahr Zeit, die Wahrheit herauszufinden und den Schlüssel zu finden.
Emotionale Story mit erstklassiger Animation
Lonely Castle in the Mirror ist eine Adaption des gleichnamigen Romans von Mizuki Tsujimura aus dem Jahr 2017. Die Anime-Adaption entstand im Studio A-1 Pictures unter der Regie von Keiichi Hara. In Japan feierte der Film bereits am 23. Dezember 2022 seine Premiere. In Deutschland bringt KSM Anime den Film ab dem 9. Juni 2024 in die Kinos.
Animationstechnisch ist der Film fast durchwegs ein Genuss. Die Charaktere sind liebevoll gezeichnet. Das gilt nicht nur für die Protagonistin Kokoro, sondern auch für die anderen sechs Hauptcharaktere. Besonders auffällig ist die Maske der Wolfskönigin, die, egal aus welcher Perspektive man sie im Laufe des Films betrachtet, immer sehr lebensecht aussieht. Auf den ersten Blick habe ich sogar gedacht, dass sie wirklich ein Wolfsmädchen ist. Mit der gleichen Liebe zum Detail wie die Figuren sind auch die Landschaften gestaltet. Besonders das einsame Schloss auf seiner Insel im Meer, das mit seinem riesigen Turm auf den ersten Blick Ehrfurcht einflößt.
Manchem mag das Schloss ein wenig deutsch vorkommen, auch wenn es kein Neuschwanstein ist. Allerdings gibt es im Schloss tatsächlich ein Objekt, das in perfektem Deutsch beschriftet ist. Da dies aber ein Spoiler für die Story wäre, werde ich nicht weiter darauf eingehen. Der Gegenstand ist aber nicht das einzige deutsche Detail, Kokoro trägt in einer Szene auch ein T-Shirt mit der Aufschrift „verbinden“.
Bei aller Liebe zum Detail gibt es aber auch einen Punkt, der mir negativ aufgefallen ist. Es ist der manchmal nicht fließende Übergang zwischen gezeichneten und CGI-Elementen. Im Gesamtbild betrachtet trübt dies zwar nicht meinen positiven Eindruck des Films, ist aber auch nicht zu übersehen. Zusammenfassend lässt sich aber sagen, dass Lonely Castle in the Mirror mit einer sehr hochwertigen Animation überzeugt, die keine größeren Fehler aufweist.
Deutsche Umsetzung und Musik
Die deutsche Sprachfassung von Lonely Castle in the Mirror entstand bei der G&G Tonstudios GmbH in Kaarst. Sebastian Hollmann war für das Dialogbuch verantwortlich und führte auch Regie. Insgesamt sind 18 Sprechrollen besetzt.
Um ehrlich zu sein, hat mich die deutsche Synchronisation des Films sehr überrascht, und zwar im positiven Sinne. Normalerweise stehe ich deutschen Fassungen skeptisch gegenüber, da sie oft nicht wirklich die Essenz des japanischen Originals wiedergeben können. Diese Synchronisation ist jedoch eine willkommene Abwechslung. Im direkten Vergleich mit den japanischen Stimmen fällt auf, dass die deutschen Sprecher in ihrer Tonalität sehr nah am Original sind. Aber auch für sich betrachtet ist die deutsche Vertonung von hoher Qualität.
Am stärksten fiel mir die Stimme der Wolfskönigin auf, die von Amira Leisner gesprochen wurde. Ihre Auftritte waren immer ein Vergnügen, auch wenn sie nicht allzu oft zu hören war. Auch die Stimme von Kokoro ist sehr gelungen. Anni C. Salander bringt ihre wechselnden Emotionen sehr gut rüber. Tobias Müller als Masamune ist ein weiteres Highlight, da er mit seiner typischen Stimme perfekt zum Charakter passt. Er schafft es sogar, ein kleines sprachliches Easter Egg einzubauen, das so manchem langjährigen Anime-Fan ein detektivisches Schmunzeln ins Gesicht zaubern wird.
Die Musik von Lonely Castle in the Mirror, komponiert von Harumi Fuuki, fügt sich wunderbar in die Handlung ein und bereichert sie. Besonders in Erinnerung geblieben ist mir die episch klingende musikalische Untermalung des ersten Blicks auf das Schloss, als Kokoro eintrifft. Hier fließen Kameraführung und Musik perfekt ineinander. Somit verfügt der Film über eine überdurchschnittlich gute deutsche Synchronisation, die durch einen klangvollen Soundtrack abgerundet wird.
Fazit
Lonely Castle in the Mirror ist ein wunderbar animierter Film mit einer mitreißenden Handlung, der auch vor sensiblen und emotionalen Themen wie Mobbing nicht zurückschreckt. Die Story ist voller Emotion und Freundschaft und wird den Zuschauern sicher noch lange im Gedächtnis bleiben. Die Qualität der Animation ist bis auf wenige Übergänge von Gezeichnetem zu CGI durchweg auf hohem Niveau.
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Zudem besticht die deutsche Synchronisation durch ein hohes Maß an Qualität. Die Sprecher passen sehr gut in ihre Rollen und müssen sich keineswegs vor dem japanischen Original verstecken. Die Musik rundet das Ganze ab und bildet das Sahnehäubchen auf einem Werk, das ich ab sofort zu meinen Lieblingsfilmen zähle.
Kurzfazit
Lonely Castle in the Mirror ist ein gefühlvoller Film mit einer bewegenden Story, der unbedingt zu empfehlen ist und die Höchstwertung verdient.
Bilder: © 2023 ”Lonely Castle in the Mirror” Film Partners
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