Review: LEGO Bricktales [PlayStation 5]

2. Dezember 2022,   
Autor: Stefan Ibels

Seit vielen Jahren ist die Formel der erscheinenden LEGO-Spiele unverändert. Man kämpft sich durch verschiedene Franchise-Level aus dem Marvel-Universum über Herr der Ringe, Star Wars und Co. und sammelt kontinuierlich Gegenstände. Das macht auch durchaus Spaß und möchte ich keinesfalls schlecht reden. Dennoch ist der eigentliche Sinn hinter den ursprünglich erschaffenen LEGO-Steinen eher in den Schatten gerückt.

Ähnlich haben es wohl die Entwickler von ClockStone und deren Publisher Thunderful Publishing gesehen und sich deswegen einen neuen Kniff für ihr Spiel LEGO Bricktales überlegt, das am 12. Oktober 2022 erschien. Darin soll der Fokus vor allem auf kreatives Bauen gelegt werden. Stefan Ibels

ACHTUNG: Jegliche Aussagen in diesem Review reflektieren lediglich die persönliche Meinung des Autors und nicht (!) die von PattoTV und seiner Partner.


LEGO-Stein für LEGO-Stein

Unser erfinderischer Großvater braucht Hilfe. Damit beginnt das Abenteuer, in das uns LEGO Bricktales hineinwirft. Nachdem er sich in seiner Werkstatt in eine misslinge Lage gebracht hat, müssen wir ihn daraus befreien. Ein kleiner hilfreicher Roboter, der uns während des Spiels als Begleiter zur Seite steht, erscheint und erklärt uns kurz und kompakt die Mechaniken und die Steuerung. So schaffen wir es ohne Mühe, unseren Großvater zu befreien. Daraufhin nimmt er uns mit in seinen heruntergekommenen Freizeitpark, der droht, vom LEGO-Ordnungsamt geschlossen zu werden. Natürlich lassen wir das nicht zu und helfen ihm dabei, den Freizeitpark wieder auf Stand zu bringen.

Das machen wir, indem wir mit unserem Robo-Begleiter „Rusty“ durch ein Portal in fünf verschiedene Welten reisen. Wenn wir den Bewohnern dort helfen, erhalten wir am Ende einen Glückskristall, mit dem wir die defekten Attraktionen wieder reparieren können.

LEGO Bricktales schafft es, vollständig auf Gewalt zu verzichten. Kämpfen müsst ihr also nie. Dafür wird der Fokus auf den Bau gelegt: In den verschiedenen Welten, die alle wie wunderschöne Dioramen aufgebaut sind, baut ihr verschiedene Objekte. Oft baut ihr vor allem Brücken oder Übergänge, um beispielsweise auf die andere Seite einer Schlucht zu gelangen, um dort der Geschichte weiter zu folgen. Für jedes Bauwerk bekommt ihr eine kleine Sammlung an Steinen zur Verfügung gestellt, mit denen ihr die Aufgabe bewältigen müsst.

Dabei müsst ihr nicht alle Steine verwenden. Ihr habt stets ein Ziel, das unbedingt erfüllt werden muss. Wie akkurat ihr das macht, bleibt vollkommen eurer Kreativität überlassen. Baut ihr also beispielsweise eine Brücke, muss diese am Ende ein Testroboter überqueren, ohne dass die Brücke einstürzt. Erst dann gilt die Aufgabe als erfüllt und ihr selbst könnt die Brücke in der jeweiligen Welt überqueren. Nach Beendigung der jeweiligen Aufgabe wird ein Sandbox-Modus freigeschaltet, in dem ihr euer Bauwerk nochmals schöner verzieren könnt. Doch bestehen Aufgaben nicht immer nur aus stabilen Bauwerken, sondern es warten auch Sortier-Rätsel oder Schönbau-Aufgaben auf euch, wie zum Beispiel das Verschönern des königlichen Thronsaals mit freien Bauwerken aus vorgegebenen Steinen.

Auf der Oberwelt lauft ihr durch die jeweils wunderschönen Welten, trefft auf Menschen, die eure Hilfe brauchen, sammelt Tiere und löst kleinere Rätsel, um an eine bestimmte Währung zu gelangen, die von Welt zu Welt unterschiedlich ist. Mit dieser könnt ihr bei einem Händler-Geist, der sich in jeder Welt versteckt, neue Ausrüstung für eure Spielfigur kaufen. Diese ist allerdings nur kosmetischer Natur und wird euch im Spiel selbst nicht weiterhelfen.

Die kleinen Rätsel und die Suche nach Schatztruhen haben allesamt einen kleinen The Legend of Zelda-Flair und machen durchaus Spaß, auch wenn sie nie zu fordernd sind.

In jeder Welt erhaltet ihr außerdem eine neue Fähigkeit, mit der ihr weitere Rätsel lösen könnt und mehr Schätze findet, um euer Bedürfnis nach der vollständigen Sammlung zu befriedigen. Die neuen Fähigkeiten sind dabei stets schön in der Geschichte mit eingebaut und werden auch genau dann immer gebraucht. Habt ihr eine neue Fähigkeit erlernt, lohnt sich auch ein Blick in die bereits abgeschlossenen Welten, um dort die restlichen Sammelaufgaben zu erledigen. Wie in einem kleinen Metroidvania ist es nämlich nicht möglich, alles in einem Durchlauf zu sammeln. Schön ist dabei, dass uns die Entwickler bei jeder Welt eine Statistik einsehen lassen, wie viel von welchem Sammelobjekt sich noch in der Welt befindet. Ihr habt dadurch also immer den vollen Überblick.

Wie sind die LEGO-Technics?

Wie bereits erwähnt, ist die Optik des Spiels sehr schön und durchweg gelungen. Die Welten hingegen dürften gern ein gutes Stück größer sein; sie sind dafür aber sehr liebevoll gestaltet. Zusätzlich bietet das Diorama im Pausenmenü auch noch eine weitere Gelegenheit, Geheimgänge zu finden und damit versteckte Truhen zu entdecken.

Leider ist LEGO Bricktales als Spiel selbst mit einigen Defiziten beschattet. Die Kamera ist beispielsweise oft zu nah dran, sodass in der Welt die Übersicht ein wenig verloren geht. Außerdem ist die Kamera nicht frei drehbar, wodurch man hin und wieder auf gut Glück einen Weg geht und erst einige Sekunden später bemerkt, ob es ein Geheimgang oder eine Sackgasse ist.

Der Bau-Editor ist mir beim Test am sauersten aufgestoßen. Es liegt natürlich in der Natur der Sache, das virtuelle Steine zusammenbasteln nicht so einfach von der Hand geht, aber der Bau-Editor ist für meinen Geschmack viel zu umständlich. Die Kamera lässt sich hier zwar freier bewegen, steuert sich aber dennoch recht ungelenk, wodurch Steine unglücklich an eine falsche Stelle gesetzt werden. Hier hätte ich mir eine deutlich angenehmere und flüssigere Handhabe gewünscht. Die Hotkeys und Markierungen helfen zwar ein wenig bei Steuerung und Orientierung, aber die Hilfe ist mir etwas zu dürftig.

Schön ist jedoch, dass ich durch meine Bauwerke, Fahrzeuge und Brücken aktiv die Welt gestalten kann. Da man lediglich die Vorgabe eines Ziels, aber nicht die Vorgabe einer bestimmten Optik hat, können Bauwerke nach individuellen Wünschen gestaltet werden. Das trifft den Kerngedanken von LEGO-Bausteinen so gut wie kein anderes Spiel zuvor.

Eine Sprachausgabe ist leider nicht vorhanden – sämtliche Dialoge sind in Textform gehalten. Der typisch subtile, kindliche LEGO-Humor ist auch hier wieder vorhanden und bringt auch den ein oder anderen Erwachsenen zum Schmunzeln. Zum Sound gibt es nicht viel zu sagen. Die Musik ist eher meditativ und fällt kaum auf, die Soundeffekte sind passend und ordentlich.

Mit seinen rund sieben bis neun Stunden Spielzeit ist LEGO Bricktales recht kurz und verleiht schnell das Gefühl, hier eher einen Versuch zu spielen anstatt eines vollwertigen Spiels. Das ist bei einem Preis von 29,99 EUR aber auch kein großer Kritikpunkt. LEGO Bricktalesist seit dem 12. Oktober 2022 für die Nintendo Switch, PlayStation 4 und 5, Xbox One, Xbox Series sowie den PC erhältlich.

Fazit

Die Entwickler von ClockStone haben mit LEGO Bricktales ein schönes kleines Baustein-Adventure abgeliefert. Auch ohne große Lizenzen und komplett gewaltfrei, wird man hier ein paar Stunden lang gut unterhalten und hat auch als Erwachsener Spaß am kreativen Bauen, was bei LEGO Bricktales absolut im Vordergrund steht. Die Geschichte und Zugänglichkeit sowie die Rätsel und erwarteten Bauwerke richten sich jedoch deutlich an ein jüngeres Publikum. Die Sammelaufgaben halten sich in Grenzen und die neuen Fähigkeiten und Metroidvania-Ansätze fügen sich gut ins Spiel ein.

Jedoch hätten die Steuerung und Kameraführung durchaus noch ein wenig Überarbeitungspotenzial und die Dialoge eine Vertonung verdient. Ansonsten ist LEGO Bricktales aber ein tolles Spiel für Kinder oder Erwachsene, die für eine kurze Zeit ein bisschen alte Kindheitsgefühle aufleben lassen möchten.

Kurzfazit

Fans von LEGO-Spielen und kreativem Bauen können hier bedenkenlos zugreifen. LEGO Bricktales ist mal wieder ein LEGO-Spiel, dass das kreative Bauen in den Vordergrund rückt.

Bilder: ©HAL Laboratory, Inc. / Nintendo

Pro

  • Tolle Optik
  • Gewaltfrei und kindgerecht
  • Schöne LEGO-Dioramen
  • Spielwelt mit eigenen Bauwerken aktiv mitgestalten

Contra

  • Keine Vertonung
  • Bau-Editor mit zickiger Bedienung
  • Misslungene Kameraführung
6.0
10
Story/Umfang:
Gameplay:
Grafik:
Soundtrack:
Themen:
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