Review: Der Graf von Monte Christo – Gankutsuô – Volume 1

28. September 2021,   
Autor: Lisa Murauer

Was passiert, wenn man einen Literaturklassiker mit einem futuristischen Setting verbindet, das durch eine LSD-Brille bereichert wird? Das Ergebnis ist Der Graf von Monte Christo – Gankutsuô. Der Anime aus dem Jahr 2004/2005 ist nun auch endlich hierzulande erhältlich. KSM Anime sicherte sich die Rechte an der Serie und veröffentlichte am 19. August 2021 das erste Volume. Lisa Murauer

ACHTUNG: Jegliche Aussagen in diesem Review reflektieren lediglich die persönliche Meinung des Autors und nicht (!) die von PattoTV und seiner Partner.


Eine Wahl über Leben und Tod

Wir schreiben das Jahr 5053: Der junge Adlige Albert de Morcerf soll schon bald mit Eugenie verheiratet werden – egal ob Albert dies will oder nicht. Doch eigentlich sehnt er sich statt einer Hochzeit nur nach Abwechslung. Deswegen bricht er gemeinsam mit seinem Freund Franz d’Epinay zur Weltraumstadt Luna auf, in der Hoffnung, seinem tristen Leben zu entkommen. Wie gefährlich Wünsche sein können muss Albert bald am eigenen Leib erfahren, als er einen rätselhaften Mann trifft. Der Graf von Monte Christo, so der Titel des mysteriösen Fremden, zeigt sich seinerseits an Albert interessiert.

Bei einer öffentlichen Hinrichtung schlägt der Graf Albert vor, ein kleines Spiel mit ihm zu spielen. Er soll aus drei verdeckten Karten eine wählen und bekommt so die Chance einem der drei zum Tode Verurteilten das Leben zu retten. Franz ist über dieses makabre Spiel entrüstet und auch Albert zögert. Letzten Endes gibt Albert allerdings nach und wählt entgegen Franz’ Protesten eine Karte. Und ausgerechnet jener Kriminelle, der offen seine Verbrechen gesteht und keine Reue zeigt, wird nun freigesprochen. Albert ist ebenfalls sichtlich entsetzt, doch sein Interesse an dem Grafen ist ungebrochen. Franz hingegen bleibt dem Grafen feindlich gesonnen und dies treibt einen Keil zwischen Albert und Franz.

Eine Ironie des Schicksals

Statt sich gemeinsam auf Luna zu amüsieren, gehen Albert und Franz nun getrennte Wege. Albert trifft so auf eine junge Frau, die ihm auf Anhieb gefällt. Doch bevor sie sich näherkommen können, gibt sich die Fremde als Mitglied einer Diebesbande zu erkennen und Albert wird gefangen genommen. Als wäre dies nicht genug, stellt sich heraus, dass derjenige, der Albert entführen ließ, ausgerechnet jener Verbrecher ist, dem Albert mittels des Spiels des Grafen das Leben gerettet hat.

Als Franz von den Geschehnissen erfährt und eine Lösegeldforderung erhält, setzt er alles daran, Albert trotz ihres Streits zu retten. Doch auf Luna bekommt er nichts von dem Geld seiner Familie. Die Lage scheint aussichtslos, bis der Graf von Monte Christo einschreitet und Albert vor dem sicheren Tod rettet. Aus Dankbarkeit lädt Albert den Grafen zu sich nach Paris ein, damit dieser nicht nur Alberts Familie kennenlernen kann, sondern auch in den irdischen Adel eingeführt wird. Was Albert noch nicht ahnen kann, ist, dass dieser Besuch nicht ohne Folgen bleiben soll … Denn der Graf verfolgt ganz eigene Ziele.

Bild und Animation

Der Graf von Monte Christo – Gankutsuô wurde erstmals von 2004 bis 2005 in Japan ausgestrahlt und entstand unter der Regie von Mahiro Maeda im Studio Gonzo (u. a. Hellsing, Strike Witches). Die Serie besteht aus insgesamt 24 Episoden, die ersten acht befinden sich auf dem ersten Volume, das hierzulande seit dem 19. August von KSM Anime vertrieben wird.

Wie der Name bereits vermuten lässt, handelt es sich bei Der Graf von Monte Christo – Gankutsuô um eine Adaption des Romans von Alexandre Dumas – genauer um eine Art Fortsetzung. Die Umsetzung ist dabei allerdings recht frei. Der Unterschied, der wohl als erstes ins Auge sticht, ist, dass die Handlung ungefähr 3000 Jahre in die Zukunft verlegt wurde und dieser Umstand beeinflusst natürlich die Ästhetik der Serie.

Es ist keine Untertreibung, die Animation als einmalig zu bezeichnen. Vor allem die Benutzung von statischen Mustern, die vor allem für die Kleidung und Haare der Figuren verwendet werden, stechen schnell ins Auge. Ob dies nun positiv oder negativ auffällt, darüber muss sich jeder selbst eine Meinung bilden. Einerseits ist diese Art der Bildgestaltung einmal etwas anderes und verleiht dem Anime seinen ganz speziellen Flair, allerdings verursachen sie mir persönlich teilweise auch gehörige Kopfschmerzen und lenken so vom eigentlichen Geschehen ab.

Ansonsten fällt auf, dass in der Serie sehr viele CGI-Elemente Verwendung finden. Interessanterweise sind es nicht diese, sondern die nicht computeranimierten Elemente, die teilweise weniger schön anzusehen sind. Denn die CGI-Hintergründe sehen wirklich eindrucksvoll aus, insbesondere wenn das Alter der Serie berücksichtigt wird.

Deutsche Umsetzung und Musik

Für die deutsche Umsetzung wurde die Synchronfirma DMT – Digital Media Technologie GmbH in Hamburg beauftragt. Sowohl für das Dialogbuch als auch für die Dialogregie ist Yannik Raiss verantwortlich. Um es kurz auf den Punkt zu bringen, weder an der Übersetzung noch an der Synchronisation gibt es etwas zu beanstanden. Die Stimmen sind passend zu ihren Figuren gewählt und das Skript ist ebenfalls gut umgesetzt. Zusätzlich zur deutschen Fassung ist ebenso die japanische Originalversion mit deutschen Untertiteln auf der Disc enthalten, für all jene, welche die Serie lieber auf Japanisch genießen wollen.

Die Musik wurde von Jean-Jacques Burnel komponiert. Das Opening (We Were Lovers), das von dem Komponisten selbst gesungen wird, ist trotz der manchmal nicht ganz getroffenen Töne schön anzuhören, und vor allem anzusehen. Die Animation des Endings (You Won’t see me coming ebenfalls von Burnel) ist nicht minder gelungen und ist das komplette Gegenteil zum ruhigen Opening. Die Musik im Anime selbst ist nie unpassend, aber auch nicht besonders eingängig. Sie scheint mehr dazu gedacht zu sein, das Geschehen zu unterstreichen als um ihrer selbst willen wahrgenommen zu werden.

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Fazit

Der Graf von Monte Christo – Gankutsuô ist definitiv einmal etwas anderes. Anders lässt sich insbesondere die Animation nicht beschreiben. Jeder wird wohl bereits nach den ersten Minuten wissen, ob die Animation eine gelungene Abwechslung ist oder doch nur störend oder zumindest anstrengend wirkt. Die Story selbst, die sehr frei an Alexandre Dumas Roman angelehnt ist, entwickelt sich eher gemächlich, jedoch nicht zu langsam.

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Die Ästhetik, welche die ferne Zukunft und das 19. Jahrhundert kombiniert, funktioniert außergewöhnlich gut. Die Musik hingegen drängt sich nicht in den Vordergrund, dafür bleiben sowohl Opening als auch Ending im Gedächtnis und unterstreichen diese doch eher unkonventionelle Anime-Serie. Die deutsche Umsetzung und Synchronisation sind ebenso gelungen. Insgesamt wirkt das erste Volume wie eine Einführung in die Story, in den letzten Episoden nimmt die Handlung allerdings bereits mehr an Fahrt auf und macht Lust zu erfahren, wie es weitergeht.

Kurzfazit

Klimt trifft auf LSD. So lässt sich zumindest die Animation von Der Graf von Monte Christo – Gankutsuô am besten beschreiben. Mit dem namensgebenden Roman hat der Anime noch eher weniger zu tun, doch sind diese ersten Folgen schon einmal ein gelungener Start.

Bilder: © 2004 Mahiro Maeda・GONZO/KADOKAWA / 2019 Koch Films GmbH. Alle Rechte vorbehalten.

Pro

  • originelle Adaption der Buchvorlage
  • interessante Bildgestaltung, …

Contra

  • … die aber sehr eigen ist
  • unaufdringliche Musik
7.5
10
Story:
Bild und Animation:
Deutsche Umsetzung:
Musik:
Themen:
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