Drei Untote und ein Baby. Mit dieser Prämisse startete The Faraway Paladin (jap. Saihate no Paladin) am 9. Oktober 2021 auf Crunchyroll. Stürzen wir uns also gemeinsam mit Will und seiner etwas anderen Familie in ein großes Abenteuer! Lisa Murauer
ACHTUNG: Jegliche Aussagen in diesem PReview reflektieren lediglich die persönliche Meinung des Autors und nicht (!) die von PattoTV und seiner Partner.
Ein Kind in der Stadt der Toten
Fernab der menschlichen Zivilisation wird ein Menschenbaby von drei ungewöhnlichen Gestalten gefunden. Der Skelettkrieger Blood, die mumifizierte Priesterin Mary und der geisterhafte Zauberer Gus nehmen das Kind bei sich auf und geben ihm den Namen Will. Von nun an wächst Will unter ihrer Obhut auf und lernt so nicht nur den Schwertkampf und die Magie, sondern ebenfalls mehr über die Welt, in der er lebt.
In dieser existiert nämlich eine Vielzahl an Gottheiten, die das Leben der Bewohner maßgeblich beeinflusst. Eines Tages muss sich auch Will entscheiden, welcher Gottheit er dienen will. Doch Will interessiert sich eigentlich für ganz andere Dinge – vor allem seine genaue Herkunft bereitet ihm Kopfzerbrechen. Aber die Antworten auf Wills brennendste Fragen kann ihm seine Familie nicht geben. Und je älter Will wird, desto mehr will er herausfinden, wer er eigentlich ist und wie er in die Stadt der Toten gelang.
An jenem Tag, an dem Will erwachsen wird, rücken all seine Fragen mit einem Mal in den Hintergrund. Von seiner Familie erfährt er nämlich von dem wahren Zweck der Stadt der Toten: Vor vielen, vielen Jahren versuchten Blood, Mary und Gus den Gott Stagnate zu vernichten, der die Welt mit seiner Dämonenarmee bedrohte. Es gelang ihnen allerdings nicht, Stagnate zu töten und so mussten sie ihn stattdessen verbannen – zu einem hohen Preis. Nun ist jedoch der Moment gekommen, an dem Stagnate aus seinem Gefängnis auszubrechen droht. Tapfer stellt sich Wills Familie dem Feind entgegen, doch dieser scheint über eine schier unbegrenzte Kraft zu verfügen. Ist jetzt etwa tatsächlich der Untergang der Welt gekommen?
Bild und Animation
Die Ausstrahlung von The Faraway Paladin begann als Teil der diesjährigen Herbst-Season am 9. Oktober 2021. Hierzulande läuft die Serie beim Streaming-Anbieter Crunchyroll im Simulcast mit deutschen Untertiteln. Jeden Samstag um 16:30 Uhr wird jeweils die neueste Episode in den Katalog aufgenommen. Der Isekai basiert auf Kanata Yanaginos gleichnamiger Light-Novel-Serie, die seit 2015 publiziert wird. Eine Manga-Umsetzung von Mutsumi Okuhashi startete 2017. Für die Anime-Adaption ist das Studio Children’s Playground Entertainment (u. a. Hatena Illusion, Tsukiuta.: The Animation 2) zuständig und die Regie führt Yuu Nobuta.
Die dunkel gehaltene Stadt der Toten bildet einen schönen Kontrast zur Außenwelt, in der sich die kräftigen Farben sehr gut in das Ambiente einfügen. Positiv hervorzuheben ist ebenso das Design der Charaktere, für das Kouji Haneda verantwortlich war, denn dieses ist originell und einprägsam. Die Konturen sind zwar sanft, doch heben sich die Figuren dennoch vom Hintergrund ab.
Die Kampfszenen sind zwar flüssig, allerdings leiden diese ersten Episoden darunter, dass sehr wenig dynamisch animiert wird. Lange Dialoge ohne große Bewegungen, Hintergrundgeschichten, die ebenso keine aufwendige Animation aufweisen, dies ist es, was die Serie zum momentanen Zeitpunkt auszeichnet. Jedoch ist zu erkennen, dass es sich bei diesen ersten Episoden um eine Art Prolog handelt. Eventuell ändert sich dieser Aspekt in den kommenden Folgen noch – wünschenswert wäre es, denn das Potential ist da.
Deutsche Umsetzung und Musik
Da The Faraway Paladin momentan nur im Simulcast bei Crunchyroll gezeigt wird, fließt in dieses Preview auch nur der japanische Originalton in meine Gesamtbewertung ein. Es wurde aber bereits angekündigt, dass ein Express-Dub in Produktion ist, der ab dem 27. November startet. In den ersten drei Episoden treten zwar noch nicht sehr viele Figuren auf, doch wurden diese alle passend besetzt – einzig der ältere Will hört sich aus meiner Sicht etwas zu jung an. Ansonsten gibt es hier aber nichts zu meckern.
Die Musik stammt aus der Feder von Ryuuichi Takada und Keigo Hoashi. Die Töne sind oft heiter, was zu Wills größtenteils sorgenfreier Kindheit passt. Ich bin gespannt, wie sich die Lieder in den kommenden Episoden verändern werden, die vermutlich weniger fröhlich werden könnten. Generell zeichnet sich der Soundtrack durch keltisch-anmutende Klänge aus, die nicht untypisch für Fantasy- bzw. Isekai-Animes sind.
Deswegen kann sich die Musik von The Faraway Paladin noch nicht sonderlich von anderen Serien desselben Genres abheben. Opening (The Sacred Touch von H-el-ical//) und Ending (Shirushibi von Nagi Yanagi) fallen in dasselbe Schema. Sie sind sowohl schön anzusehen wie -hören, jedoch nicht besonders originell – wobei es im Opening einige Stellen gibt, die wirklich eindrucksvoll animiert wurden.
Fazit
Isekai gibt es mittlerweile wie Sand am Meer und noch scheint der Hype um dieses Genre nicht abreißen zu wollen. Dennoch schafft es The Faraway Paladin, sich bereits in den ersten drei Episoden in einigen Aspekten von anderen Serien abzuheben. Derweil wird beispielsweise lediglich angedeutet, dass es sich bei dem Protagonisten um einen Wiedergeborenen handeln könnte, eine große Rolle nimmt sein vergangenes Leben aber noch nicht ein.
Der größte Pluspunkt ist, dass sowohl die Welt an sich als auch die Figuren in diesen Folgen bereits mehr Tiefe bekommen als es manche Serien in ihrer gesamten Laufzeit schaffen. Ich empfinde es ebenfalls als sehr angenehm, dass in diesem Anime (bislang) auf exzessiven Fanservice verzichtet wird und hier wirklich Story und Figuren im Vordergrund stehen.
Zwar gelingt es dem Anime, sich in vielerlei Hinsicht von der Masse abzuheben, bei der Musik hingegen bis jetzt noch nicht. Als misslungen ist sie dennoch noch lange nicht zu bezeichnen und die einzelnen Tracks sind ebenso immer passend zum jeweiligen Ambiente gewählt.
Die vermutlich größte Schwäche des Anime ist das Erzähltempo. Obwohl sich die ersten Episoden viel Zeit nehmen, um Will und seine Familie zu entwickeln, packt die Serie teilweise zu viele Informationen in eine einzelne Folge und diese werden ebenfalls nicht besonders spannend präsentiert. Anstatt die Welt zu zeigen, wird sehr viel über sie und auch über die Hintergrundgeschichte der Figuren erzählt und die Animation ist in diesen Segmenten ebenfalls eher einfach sowie statisch gehalten.
Ansonsten ist die Animation aber durchaus gelungen und die Figuren machen die erwähnten Kritikpunkte zusätzlich wieder etwas wett, denn diese sind alle interessant wie originell gestaltet. Die japanischen Sprecher sind hier ebenfalls zu erwähnen, denn sie leisten eine hervorragende Arbeit und ihre Stimmen passen perfekt zu den Figuren – zumindest fast perfekt.
Der generelle Plot wird zwar angedeutet, jedoch ist nach diesen ersten Folgen noch vollkommen unklar, in welche Richtung sich The Faraway Paladin weiterentwickeln wird. Trotz der erwähnten Schwächen bin ich interessiert, wie die Geschichte fortgesetzt wird und ob die Serie ihre Originalität beibehalten kann.
Kurzfazit
Böse Gottheiten und gute Untote: In The Faraway Paladin sind die Rollen einmal etwas anders verteilt. Und auch sonst wird hier ein Fantasy- bzw. Isekai-Anime präsentiert, der sich von anderen Serien seines Genres abheben kann.
Bilder: ©Kanata Yanagino, OVERLAP/The Faraway Paladin Production Committee
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