Der neue Anime ARTE handelt, wie der Name schon vermuten lässt, über Kunst und zeigt uns das Alltagsdrama – den Weg zur Ausbildung zum Maler und Künstler. Hierzulande läuft die Anime-Serie seit dem Start in der Originalfassung mit deutschen Untertiteln beim Streaming-Anbieter Wakanim im Simulcast. Bisher wurden insgesamt vier von voraussichtlich zwölf Episoden veröffentlicht. Von welcher künstlerischen Seite hat sich die Serie bisher gezeigt? John Viktor Schwab
ACHTUNG: Jegliche Aussagen in diesem PReview reflektieren lediglich die persönliche Meinung des Autors und nicht (!) die von PattoTV und seiner Partner.
Ich will Lehrling werden!
Arte ist nicht nur der Titel des Animes, sondern auch der Name der Protagonistin. Mit ihr begeben wir uns auf die Reise und den harten Weg, die sich im 16. Jahrhundert zu behaupten versucht. Wir befinden uns in Florenz, wo sich die Malerei gerade in einer Blütezeit befindet. Doch damals war die Welt noch etwas anders und die Gesellschaft nicht ansatzweise so aufgeschlossen und billigend wie unsere heutige. Frauen waren Frauen und ihre Aufgabe war es einen Mann glücklich zu machen, keine Fragen zu stellen und in ihrer Rolle zu bleiben. Selbst in adeligen Familien war dies nicht anders. Denn auch wenn die Frauen Geld besaßen, war es immer noch am Mann darüber zu verfügen und Rechte sprach es ihr noch lange nicht zu.
Das es in dieser Männerdomäne nicht einfach sein wird, seine Ziele zu verfolgen und dabei nicht den Kopf zu verlieren, wird unsere Arte über kurz oder lang am eigenen Leib erfahren müssen. Trotzdem: Arte ist stark und ihr Vater stand bis vor seinem kürzlichen Ableben immer hinter ihr. Anders sieht das Ganze jedoch bei ihrer Mutter aus, die die Geldsorgen des Vaters trägt und sich dem gesellschaftlichen Bild einer Frau schon längst unterworfen hat. Arte hat also nur zwei Möglichkeiten, entweder sie bleibt bei ihrer Mutter, heiratet einen reichen Mann und gibt ihre Träume auf, oder sie widersetzt sich dem System.
Und weil Arte ihren Traum niemals aufgeben würde, macht sie sich auf den Weg Malerin zu werden und verlässt ihre Familie. Doch auf den Straßen von Florenz muss sie der Wahrheit schneller ins Gesicht blicken als gedacht, denn einfach wird es nicht einen Betrieb zu finden, der sie ausbildet.
Bild und Animation
ARTE basiert auf dem gleichnamigen Manga von Autor Kei Ohkubo, der seit 2013 mit bisher zwölf Bänden in Japan veröffentlicht wird. Produziert wird der Anime aktuell im Studio Seven Arcs Pictures, das vor allem für die Trinity Seven-Reihe bekannt ist. Die Rolle des Regisseurs übernimmt Takayuki Hamana, wobei Chieko Miyakawa für das Charakterdesign zuständig ist. Die Serie läuft in Japan sowie in Deutschland bei Wakanim im Simulcast seit dem 4. April 2020. Für eine spätere Home-Video-Veröffentlichung sicherte sich bereits polyband anime die Lizenz an ARTE.
Das Bild ist im Allgemeinen in Ordnung. Stellenweise gibt es schöne und farbenfrohe Szenen, der Großteil ist jedoch trist und sticht, gerade für den künstlerischen Ansatz, nicht sonderlich hervor. Das Charakterdesign ist da etwas präsenter. Die Farben der Charaktere wurden in einer besonderen Art gezeichnet, schaffen es am Ende jedoch nicht sonderlich hervorzustechen und somit im Bild Akzente zu setzen. Dabei sind auch die Konturen teilweise sehr matschig und geben keinen festen Anhaltspunkt im Bild.
Gut gefallen hat mir hingegen die visuelle Darstellung des Endings, welches weitaus ansprechender gestaltet wurde und mit mehr Farben punkten konnte. Dennoch ist das Gesamtbild zu düster und stumpf gehalten, was gerade bei den Settings auffällt, die bisher recht leer und langweilig wirken.
Synchronisation und Musik
Da der Anime hierzulande momentan natürlich nur in der Originalfassung mit deutschen Untertiteln zur Verfügung steht, werde ich auch nur anhand dessen eine Bewertung vornehmen können. Bei der japanischen Synchronisation sind mir bislang keine gravierenden Fehler aufgefallen – soweit ist alles lippensynchron und natürlich. Darüber hinaus finde ich, dass die jeweiligen Stimmen zu den einzelnen Charakteren passen, welche sich aber noch nicht auf meisterlichem Niveau befinden. Die Stimmen können die Gefühle im Groben soweit ganz gut vermitteln, im Detail jedoch wirken sie nicht genug um ein fesselndes Erlebnis zu bieten. Nichtsdestoweniger zeigte die Vertonung im Allgemeinen keine Aussetzer.
Das Opening konnte mich im Zusammenspiel von Animation und Musik nicht ganz so sehr überzeugen wie das Ending. Die musikalische Untermalung ist aktiv in begleitender Harmonie mit der Handlung und soweit zufriedenstellend. Insgesamt wurde in den ersten drei Episoden also eine solide Arbeit geleistet.
Fazit
ARTE präsentiert sich nach den ersten drei Episoden als mittelmäßiger Anime mit einer vorhersehbaren und alten Geschichte. Die japanische Synchronisation und die musikalische Untermalung zeigen eine solide Arbeit, vermochten es jedoch noch nicht, eine überragende Leistung zu präsentieren. Das Bild wirkt leider etwas trist, langweilig und matschig, was gerade für einen Anime, der das Thema Kunst behandelt, sehr schade ist. Ich hätte mir dahingehend ein farbenfroheres sowie lebendigeres Bild gewünscht, welches die kleinen Details ebenfalls in den Vordergrund setzt.
Das Charakterdesign war soweit in Ordnung, kann allerdings nicht von den Defiziten des Gesamtbilds ablenken und bietet dem Zuschauer so keinen Fixpunkt, wodurch das Bild wieder sehr eintönig wird. Der Humor war teilweise ganz nett, wurde aber zu Lasten der Protagonistin geführt, woraufhin dem Anime etwas zu viel an Ernsthaftigkeit und Überzeugungskraft genommen wird, was sehr schade ist. Demnach ist ARTE ein Anime, von dem ich mir in den ersten drei Episoden mehr erhofft hätte und von dem ich optisch als auch erzählerisch bisher eher enttäuscht wurde. Es bleibt abzuwarten, wie und ob es sich ändert.
Ein Danke an WAKANIM für die Bereitstellung eines Presse-Zugangs!
Kurzfazit
ARTE schafft es leider nicht, ein altes Thema mit neuen und frischen Ideen sowie einem guten Look zu präsentieren. Folgend zeigte sich der Anime in den ersten Folgen in allen Punkten von einer mittelmäßigen Seite.
Bilder: ©Kei Ohkubo/COAMIX, Arte Production Committee
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