Vom 2. bis 4. August 2024 fand auch in diesem Jahr erneut die AnimagiC im Rosengarten Mannheim statt. Ich war an allen Tagen vor Ort und habe mich ins Getümmel von Deutschlands größter Anime-Convention gestürzt. Dabei hatte ich auch die Gelegenheit, Interviews mit einigen der hochkarätigen japanischen Gäste zu führen. Im Folgenden möchte ich meine persönlichen Eindrücke von der Messe und meine Erlebnisse teilen. Pascal Walther
Bekannte Menschenmassen, neue Methoden
Auch in diesem Jahr zog die AnimagiC unzählige Besucher an. Wie üblich war das schon sehr früh am Morgen zu merken, als sich die ersten eifrigen Besucher bereits gegen sieben Uhr morgens vor dem Rosengarten einfanden. Im Vergleich zu den Vorjahren erschien mir die Besucherzahl etwa gleich groß. In Sachen Ordnung wurden die Besucher draußen durch Schilder angeleitet, die zeigten, wo sich welche Schlange befindet. Das schien gut zu funktionieren, denn etwa zwei Stunden vor Einlass fand ich eine für AnimagiC-Verhältnisse recht geordnete Menschenmenge vor.
In diesem Jahr gab es sogar eine Neuerung: den sogenannten „Express-Einlass“. Dabei handelt es sich um die Möglichkeit, noch vor Besuchern mit regulärem Ticket über den zentralen Eingang eingelassen zu werden. Wie diese Beschreibung bereits erahnen lässt, ist diese Leistung mit zusätzlichen Kosten verbunden. Zu erwähnen ist allerdings, dass die Besitzer eines Express-Einlass-Tickets die Halle trotzdem nicht vor der regulären Türöffnung betreten dürfen. Natürlich interessierte mich, ob diese Art des Einlasses auch funktioniert hat.
Beim Befragen einiger Besucher bot sich mir ein durchwachsenes Bild. Laut Aussage der meisten hat der Express-Einlass größtenteils gut funktioniert. Es soll aber auch wenige gegeben haben, die sich mit einem normalen Armband verfrüht Zutritt verschafften. Wenn das wirklich so war, ist es durchaus nachvollziehbar, da das Prinzip noch neu ist und Fehler passieren können. Im Allgemeinen verlief der Einlass flüssiger als bei früheren Veranstaltungen.
Was sich allerdings leider immer noch nicht geändert hat, sind die schier endlosen Schlangen vor den Eingängen zum Mozartsaal. Besonders bei den beliebten Musikacts hatte man fast keine Chance, in den Saal zu kommen, wenn man sich nicht wesentlich früher angestellt oder früher in den Saal gegangen ist und sitzen geblieben ist. Dieses Problem besteht seit Langem. Die im letzten Jahr eingeführte Beschränkung der Eingänge scheint kaum bis keine Wirkung zu zeigen. Leider scheint es für dieses Problem keine Lösung zu geben, da schlicht der Platz fehlt.
Was die kleineren Säle betrifft, kam es dort ebenfalls zur Bildung langer Schlangen. Im Vergleich zum Mozartsaal lösten sich diese Schlangen beim Einlass jedoch schnell auf und auch Nachzügler konnten noch einen Platz finden.
Neuer Partner, neue Perspektiven?
Neben den bekannten Problemen gab es in diesem Jahr auch eine große Neuerung. So ist die AnimagiC eine Partnerschaft mit dem Anime-Giganten Crunchyroll eingegangen. Anfangs war nicht abzusehen, ob diese Zusammenarbeit einen Mehrwert für die Messe haben würde. Ich persönlich befürchtete vor allem einen zu großen Einfluss des US-amerikanischen Unternehmens.
Dankenswerterweise erwiesen sich meine Bedenken jedoch als unbegründet. Trotz der nun deutlich spürbaren Präsenz von Crunchyroll auf der AnimagiC hatte dies keine negativen Auswirkungen auf die Messe selbst. Im Gegenteil, es führte sogar zu einer Aufwertung. Dank des Netzwerks von Crunchyroll war es möglich, weitere Gäste aus Japan einzuladen und noch mehr Anime in den Sälen zu zeigen. Durch diese Zusammenarbeit hatte ich auch die Möglichkeit, mit einigen der hochkarätigen Gäste aus Japan Interviews zu führen.
Unter anderem durfte ich die Anisong-Sängerin ASCA treffen, die für ihre vielen Beiträge zu Anime-Serien wie Sword Art Online bekannt ist, und dabei ein aufschlussreiches Gespräch führen. Auch mit dem Power-Duo ClariS, bestehend aus Clara und Karen, durfte ich ein Interview über ihre bisherige Karriere und ihren ersten Besuch in Europa führen. Doch auch Fans von Anime-Studios kommen auf unserer Seite nicht zu kurz. So hatte ich auch die einmalige Gelegenheit mit den anwesenden Vertretern des Studio MAPPA zu sprechen. Dazu gehörte auch der Regisseur, der die weltweit beliebte Anime-Serie Attack on Titan zu Ende führen durfte.
Selbstverständlich waren in diesem Jahr weitere Gäste aus Japan anwesend. Bei den Panels und Signierstunden hatten die Fans so die Gelegenheit, eine bunte Mischung an Gästen zu treffen. Wer nach meinen Ausführungen nun denkt, Gäste aus der japanischen Musikszene würden alles dominieren, den darf ich beruhigen. Dank ihrer Größe zieht die AnimagiC eine vielfältige Auswahl an Gästen aus allen Genres an. Es ist also fast unmöglich, dass man als Fan japanbezogener Themen kein Interesse findet. Für mich persönlich war das jedenfalls noch nie der Fall.
Im Nachhinein betrachtet hat die Partnerschaft der AnimagiC mit Crunchyroll der Messe viele neue Möglichkeiten eröffnet. Sowohl für die Organisatoren als auch für die Besucher. Ob diese Zusammenarbeit auch in den kommenden Jahren weitergeführt und weiterhin Früchte tragen wird, bleibt abzuwarten.
Fazit
Insgesamt war die diesjährige AnimagiC in Mannheim wieder ein Erlebnis, das sich kein Anime-/Japan-Fan entgehen lassen sollte. Ein weiteres Mal gelang es den Veranstaltern, ihrem Titel als größte Anime-Convention Deutschlands gerecht zu werden. Die enge Zusammenarbeit mit Crunchyroll, die in diesem Jahr neu eingegangen wurde, eröffnete der Messe ganz neue Möglichkeiten für die Zukunft. Die Auswirkungen für die Besucher waren zwar noch nicht in großem Maße spürbar. Die Zukunftsperspektive ist jedoch durchaus positiv. In puncto Gäste aus Japan waren auch in diesem Jahr wieder zahlreiche hochkarätige Ehrengäste anwesend. Einige davon könnte man mittlerweile fast zum „Inventar” der Messe zählen, da sie immer wiederkommen. Dazu gehört beispielsweise ASCA, die den Mozartsaal mit ihrer Power-Stimme erneut zum Beben brachte.
Bei allem Positiven muss jedoch auch erwähnt werden, dass sich alte Probleme hartnäckig halten. So kann der Einlass immer noch chaotisch werden und auch im Inneren der Hallen gibt es Engpässe. Der Einlass in den Mozartsaal ist nach wie vor eine Angelegenheit, die viel Geduld und Nerven verlangt. Wer sich unbedingt etwas im Saal ansehen will, muss entweder lange warten oder viel früher in den Saal gehen. Doch trotz dieser alten, hartnäckigen Probleme bleibt mein Urteil dasselbe wie in den vergangenen Jahren. Als Fan der japanischen Popkultur kommt man nach wie vor nicht an der AnimagiC vorbei. Die größte Messe ihrer Art in Deutschland vermag es trotz einiger kleiner Mängel jedes Jahr aufs Neue zu begeistern.

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