Review: Persona 5 [PlayStation 4]

8. Juni 2017,   
Autor: Patrick Snir

Fast ein Jahrzehnt hat es gedauert, bis wir endlich ein weiteres Persona aus dem Hause ATLUS in unseren Händen halten dürfen. Mit einer Geschichte über das Eindringen in das Innere eines Herzens und über den Alltag eines Schülers hat sich ATLUS mit Persona 5 selbst übertroffen. Mario Nguyen

Kennt man sich mit der Persona Reihe nicht aus, hält man Persona 5 anfangs für ein gewöhnliches JRPG im Anime-Stil mit bunten Dungeons, japanischem Setting und viel Fanservice, viele Charaktere und mit einem recht langsamen, rundenbasierten Kampfsystem, zumindest im Vergleich zu westlichen Echtzeit-RPGs. Doch wenn  wir durch die Fassade hindurchblicken, erkennen wir ein revolutionäres Spielsetting mit scheinbar unbegrenzten Möglichkeiten und einer dunklen Geschichte, die sich aber vor keinem anderen Spiel verstecken braucht. Doch es ist nicht nur ein JRPG. Wir können unsere Freundschaften ausbauen, Kaffee trinken, Teilzeit jobben oder die große Liebe finden. JRPG trifft auf Lebenssimulation.

DER AUSSENSEITER, DER NICHTS FALSCH GEMACHT HAT

Die Story beginnt – und wir werden mitten ins Geschehen geworfen Wir befinden uns in einem Kasino planen wohl, eine Straftat zu begehen. Wir flüchten durch ein Fenster nur um Sekunden später umzingelt zu werden. Einer unserer Teamkollegen scheint uns verraten zu haben. Doch wer? Es folgt ein kleiner Zeitsprung und wir befinden uns wieder in der Vergangenheit. Der Held, dessen Namen wir selbst bestimmen dürfen, wird in eine neue Schule überstellt, da er zuvor eine Straftat begangen hat; er hatte sich in eine Handgreiflichkeit gegen eine Frau eingemischt. Infolgedessen wird er nun von der Gesellschaft als Verbrecher klassifiziert und ausgestoßen, als Behausung muss ihm eine alte Baracke dienen. Der Café-Besitzer Sojiro Sakura nimmt uns, anfangs eher ungewollt, auf und begleitet uns zu unserer neuen Schule. Schnell wird klar, dass wir auch hier keine Freunde finden werden, da anscheinend schon jeder von unserer Vergangenheit informiert wurde. Doch nicht nur wir werden schlecht behandelt. Wir bekommen nach einiger Zeit mit, dass angeblich ein Lehrer seine Schüler erpresst und sexuell belästigt. Ein Opfer, Ryuji Sakamoto, berichtet uns davon und wir gehen der Sache nach. Die Entdeckung, die wir machen sollten, ist aber mehr als nur mysteriös:  Mithilfe einer Smartphone-App können Ryuji und der Spieler in das sogenannte “Metaverse”. Dies ist eine verstörte Welt, die durch psychopathische Gedanken einer Person entsteht und dort zur Realität wird. In diesem Falle befinden wir uns im Metaverse des handgreiflichen Lehrers. Die Schule, in der er unterrichtet, ist dort sein “Schloss” und seine Schüler seine Untergebenen, die er auspeitschen lässt oder sich mit ihnen anderweitig vergnügt. Mithilfe der Smartphone-App und übernatürlichen Kampfgeistern, sogenannte Persona, durchforsten wir das verstörte Herz und versuchen dem Schlossherrscher zur Vernunft zu bringen und seine Psyche wieder zu normalisieren. Dies erreichen wir durch das Eindringen in das Herz des Schlosses und dem Diebstahl an dem materialisierten “Schatz” des Herrschers. Der Herrscher selbst wird dann seine Taten gestehen und sich bessern. Dies bleibt der Polizei natürlich nicht lange vorenthalten und schnell entsteht ein Katz-und Mausspiel zwischen den Phantom Dieben und dem Gesetz. Doch ist es Ungerecht oder Gerecht was wir dort im Spiel anstellen?

VERSTECKTES DOPPELLEBEN

In Persona 5 haben wir einmal unser ganz normales Leben als Schüler, sowie das Leben als sogenannter “Phantom Thief” (Phantomdieb). Das Spiel läuft nach einem Kalender ab und wir können jeden einzelnen Tag davon erleben und gestalten. Montag bis Samstag, sind wir bis nachmittags in der Schule und müssen ab und zu kleine Fragen beantworten und natürlich uns auf die Abschlussexamen vorbereiten. Ja, diese müssen wir im Spiel selbst auch ablegen. Danach können wir die anfangs noch kleine Stadt erkunden und neue Charaktere kennenlernen, die uns im Spiel Vorteile verschaffen, wenn wir unsere Beziehung zu diesen aufbessern. Zum Beispiel erhalten wir neue Heilgegenstände wenn wir bei der lokalen Ärztin Versuchskaninchen spielen oder verdienen mehr Geld nach Kämpfen, wenn wir einem heruntergekommenen Politiker dabei helfen seinen Ruf als Überredungskünstler wiederherzustellen. Dies ist aber nur eine Möglichkeit seinen Alltag zu gestalten. Persona 5 bietet zahlreiche Aktivitäten außerhalb der Hauptstory, sodass man Tag für Tag vor der schwierigen Entscheidung steht, was man heute durchführen möchte. Einen Ausflug mit seiner Herzdame oder doch lieber in die Bibliothek um seine Statuswerte durch das Lesen von einem Buch zu erhöhen? Einen Nebenjob als Supermarktverkäufer annehmen um zusätzlich Geld zu verdienen oder ins Dungeon einzutauchen um stärker zu werden? Besonders während der heißen Phase in der wir ein verstörtes Herz konvertieren sind solche Entscheidungen tragend für den Erfolg. Diese Hauptphasen sind nämlich zeitlich begrenzt. So haben wir zum Beispiel für das Abschließen nur 10 Tage Zeit und müssen uns stark überlegen ob wir nicht lieber ins Dungeon gehen um dort zu den nächsten Checkpoints zu gelangen.

DIE VERZERRTEN HERZEN

Die Dungeon in Persona 5 sind allesamt die verzerrten und verstörten Herzen der Menschen, die in ihrem Leben meistens Verbrechen und Straftaten begehen. Materialisiert werden diese in Form von Schlössern, die jeweils auf echten Gebäuden basieren. Schlösser, Museen oder auch Pyramidenkomplexe entdecken wir in Persona 5. Und diese Dungeon sind riesig! Das Infiltrieren eines solchen lässt sich nicht an einem spielinternen Tag durchführen, sodass wir an einem Tag Stück für Stück in das Herz des Gebäudes eindringen. Zum Glück können wir dank Checkpoints immer vom letzten Standpunkt anfangen. Neben den Hauptschlössern können wir außerdem noch in ein großes, zufallsgeneriertes Metaverse steigen. Dieses ist eher schlauchartig aufgebaut und beinhaltet viele Nebenquests und ist somit zum trainieren der Charaktere hervorragend geeignet. Die Schlösser sind allesamt unterschiedlich aufgebaut und beherbergen Horden von Gegnern. Diese sehen wir vorher und können somit also Kämpfen aus dem Weg gehen, bevor es sonst zum rundenbasierten Kampf übergeht. Das Kampfsystem ist typisch rundenbasiert und besticht, wie von ATLUS gewohnt, durch seine Shin Megami Tensei Klassiker. Kein Wunder, schließlich ist die Persona Reihe eine Untergruppe des Shin Megami Tensei Franchise. Somit haben wir auch in Persona 5 die klassischen Stärken und Schwächen und Fähigkeiten. Attackieren wir einen Gegner mit einer Fähigkeit, gegen diese er eine Schwäche aufweist, erhalten wir einen Extrazug und können noch einmal angreifen. Dabei versetzen wir den Gegner außerdem  in Bewegungsunfähig, und sollten wir es schaffen, alle Gegner bewegungsunfähig zu machen, können wir eine starke Gruppenattacke auslösen.

Zum Kampf stehen uns unsere Primären Waffen, Schusswaffen und die namensgebenden Persona zur Verfügung.

DIE PERSONA

Persona sind eine Art von Monstern, die aus den Herzen der Menschen gebildet werden und verschiedenen Elementen zugeordnet werden können. So gibt es Persona, die mehr Angriffskraft besitzen und welche, die eher auf Magie spezialisiert sind. Jeder der Hauptcharaktere hat einen Persona, mit dem er kämpft. Der Protagonist hat die Fähigkeit, weitere Persona im Kampf aufzunehmen und somit sogar mehr als zehn Persona auf einmal im Kampf zu haben. Zwischen diesen kann er im Kampf beliebig wechseln und sich deren Fähigkeit zu eigen machen.

Im sogenannten Velvet Room können wir unsere Persona fusionieren um noch stärkere zu erschaffen. Außerdem können wir dort bereits erhaltene Persona zu einem gewissen Preis nachkaufen, sollten wir sie für eine Fusion bereits geopfert haben. Einen Haken hat die Sache aber: Wenn wir Persona fusionieren, kann es vorkommen, dass diese ein höheres Level haben als  der Protagonist. In diesem Fall können wir diesen Persona leider nicht fusionieren. Weiterhin können wir durch das fusionieren von Persona weitere Erfahrungspunkte auf diesen Persona erhalten, dafür müssen beide Persona vom selben Attribut sein. Die beiden Zwillinge im Velvet Room fordern mit der Zeit auch gewisse Persona an. Zeigen wir den beiden diesen Persona steigt unser Beliebtheitsrang bei den Zwillingen und wir erhalten, wie auch bei den Charakteren oben angesprochen, hilfreiche Boni, die uns das Abenteuer erleichtern.

GAME OF THE YEAR?

Mit Persona 5 hat ATLUS ein wahres Meisterwerk erschaffen. Das Gameplay bereitet ordentlichen Spaß und fesselt uns über 100 Stunden an die Playstation 4. Die vielen Nebenbeschäftigungen und die Spieltiefe sind absolut stimmig und dank der Vertonung in Englisch und Japanisch wird man auch mit tollen humorvollen Sequenzen für viele Nebenquests belohnt. Auch Anime Sequenzen fügen sich perfekt in das Gameplay ein.

Persona wurde ursprünglich für die PS3 exklusiv entwickelt und dies merkt man dem Spiel an einigen Ecken auch an. Kleine verwaschene Texturen und ordentliche Charaktermodelle, die aber mit Sicherheit besser aussehen könnten, zeigen den späten Wechsel zur PS4 deutlich. Nichtsdestoweniger ist die Anime Optik eine wahre Augenweide und strotzt nur so vor kleinen Details wie Postern an den Wänden. Die Musik ist ein einziger Ohrwurm und selbst die Stücke, in dem Gesang vorkommt sind stimmig. Dies ist nicht oft der Fall, meistens reduzieren Entwickler den Gesang auf die Opening- und Endsequenzen. Einziges Manko, das wir beobachten konnten, sind die nur in Englisch gehaltenen Untertitel und die Entscheidung, dass, sobald der Protagonist stirbt, das Spiel direkt beendet wird. Jeden anderen Charakter können wir beim Heruntersinken der HP wiederbeleben, einzig der Protagonist darf auf keinen Fall sterben.

Das Fazit findest du auf der nächsten Seite! 😉

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