Während wir gegenwärtig noch forschen, ob in Zukunft auch intergalaktische Reisen möglich sind, ist das in der Anime-Serie Astra Lost in Space längst der Fall. Wir begleiten eine neunköpfige Gruppe aus Schülern auf ihrer ersten Reise ins weite All. LEONINE Anime sicherte sich die Lizenz an dem Anime von Studio Lerche und veröffentlicht diese ab dem 24. Juli 2020 auf DVD und Blu-ray. Patrick Snir
ACHTUNG: Jegliche Aussagen in diesem Review reflektieren lediglich die persönliche Meinung des Autors und nicht (!) die von PattoTV und seiner Partner.
Gefährlicher interplanetare Camp-Ausflug
Wir befinden uns im Jahr 2063, in dem Weltraumreisen längst alltäglich geworden sind und die Erdbewohner sehr futuristisch leben, was dank der Wirtschaft machbar geworden ist. Die neun Schüler Kanata Hoshijima, Aries Spring, Zack Walker, Quitterie Raffaelli, Luca Esposito, Ulgar Zweig, Yun-Hua Lu und Charce Lacroix aus der Caird-Oberschule treten ihren fünftägigen Schulausflug zu einem interplanetaren Ferienlager zum nahe gelegenen Planeten McPa an. Kurz nachdem die Gruppe heil auf dem Planeten angekommen ist, ereignet sich jedoch ein unvorhersehbarer und unerklärlicher Zwischenfall: Die neun begegnen einer mysteriösen und scheinbar intelligenten Sphäre aus Licht, die die Schüler angreift und sie blitzartig allesamt in die fernen Tiefen des Weltalls teleportiert. Verstreut schweben sie im Orbit um einen unbekannten Planeten. Glücklicherweise entdecken Sie ein altes verlassenes Raumschiff in der Nähe. Als die Kinder feststellen, dass es funktioniert, beschließen sie, das Schiff zu benutzten, um nach Hause zurückzukehren.
5.012 Lichtjahre von der Heimat entfernt
Alsdann vermeintlich alle an Bord zu sein scheinen, stellen sie fest, dass eine Person fehlt. Aries Spring schwebt weiterhin allein im All, weil ihre Lenkrakete ausgefallen ist und muss nun um ihr Überleben bangen. Der selbsternannte Kapitän der Truppe, Kanata Hoshijima, macht sich mit der Unterstützung der anderen auf den Weg und kann Aries noch rechtzeitig an Bord bringen. Während sich alle untereinander vorstellen, stellt Zack Walter fest, dass die mysteriöse Sphäre sie 5.012 Lichtjahre vom Heimatplaneten geschleudert hat. Mit den begrenzten Ressourcen, die sie aktuell besitzen, ist es nahezu unmöglich die Reise zu bestreiten und müssen demzufolge die vorhandenen Ressourcen gut verwalten. Somit ist nun vor allem der Teamgeist aller Schüler gefragt und es liegt in ihren Händen, das beste aus der verzweifelten Situation zu machen. Und so tauft die Gruppe das Raumschiff auf den Namen Astra und bricht auf zu einer Reise ins Ungewisse, bei der sie neue, unbekannte Planeten, Spezies und Nahrungsmittel entdecken.
Bild und Animation
Die zwölfteilige Anime-Serie Astra Lost in Space basiert auf dem gleichnamigen Manga von Autor Kenta Shinohara und wurde unter der Regie von Masaomi Ando im Studio Lerche, das unter anderem für Serien wie Assassination Classroom und Classroom of the Elite bekannt ist. Norimitsu Kaihō war dabei für die Serienkomposition verantwortlich, während Keiko Kurosawa das Charakterdesign entwarf. Ausgestrahlt wurde der Anime von Juli bis September 2019 im japanischen TV. Anfangs dieses Jahres sicherte sich das in München ansässige Anime-Label LEONINE Anime die Lizenz an dem Anime und veröffentlicht diesen seit 24. Juli 2020 in insgesamt zwei Volumes auf DVD und Blu-ray.
Wie schon in den vorherigen Produktionen, hat auch diesmal Lerche eine tolle Adaption kreiert, die zum Auftakt in den ersten Episoden sofort zu erkennen ist. Auf der Erde ist alles futuristisch und zeigt klar auf, wie unsere Gesellschaft in naher Zukunft leben wird. Aber der visuelle Knaller sind das Weltall und die einzelnen Planeten, auf die unsere neun Schüler laden. Das Bild ist sehr kräftig, aber auch natürlich, sodass abwechselnd mit Kontrast und Sättigung eine besondere Tiefe geschaffen wird und die Bilder atmosphärisch und authentisch wirken. Hinzu kommen einzelne Details, wie beispielsweise Spiegelungen und Reflektionen, die den Anime aufleben lassen.
Das Charakterdesign kommt mit einem stilvollen Look daher, das sich mit klaren Konturen hervorhebt und perfekt in das restliche Bild integriert. Sehr flüssig sind die Animationen gelungen und harmonieren hervorragend mit dem überwiegenden Anteil an GCI. Als sehr störend empfinde ich hingegen den permanenten Wechsel des Bildformats von 16:9 auf 21:9, was mehr oder weniger unprofessionell beim Zuschauer ankommt, wenn einmal schwarze horizontale Balken zu sehen sind und diese bei einer anderen Szene wieder verschwinden. Man hätte sich für nur ein Bildformat entscheiden sollen, das durchgehend beibehalten wird.
Deutsche Umsetzung und Musik
Für die deutsche Umsetzung von Astra Lost in Space war die Neue Tonfilm GmbH in München verantwortlich. Dabei zeichnet sich Yannick Forstenhäusler sowohl für die Dialogregie als auch das Dialogbuch verantwortlich. Mit einem elfköpfigen Sprechercast brachte man eine anständige deutsche Vertonung zustande.
Wie man es bereits von LEONINE Anime (ehemals Universum Anime) gewohnt ist, hat man erneut alles versucht, um den Zuschauer mit der deutschen Synchronisation glücklich zu stellen. Neben einer passenden Umsetzung des Dialogbuches waren vielmehr die Stimmen der verschiedenen Charaktere ein wichtiger Aspekt. Es ist sehr lobenswert, dass man für alle Charaktere einen Synchronsprecher gefunden hat, der die unterschiedlichen Emotionen und charakterlichen Eigenschaften widerspiegelt. Allen voran konnten die Stimmen von Kanata Hoshijima (Tobias Kern) und Aries Spring (Marcia von Rebay) überzeugen. Das einzige Defizit ist, dass einige Laute der Charaktere wohl nicht synchronisiert worden sind und beim Original belassen wurden. Dies ist nicht weiter schlimm, allerdings ein wenig schade. Dennoch kann ich die deutsche Sprachfassung sehr empfehlen. Selbstverständlich ist auch für alle anderen die japanische Tonspur mit deutschen Untertiteln enthalten.
Die musikalische Untermalung ist schlichtweg grandios: Das Opening leitet ins Geschehen ein, während das Ending die Episode abrundet. Vor allem der orchestrale Soundtrack ist ein Ohrenschmaus und kann das atmosphärische Weltall klanglich perfekt darstellen.
Fazit
Astra Lost in Space ist eine sensationelle Anime-Serie, die von der Aufmachung etwas an den Science-Fiction-Klassiker Star Trek erinnert. Man hat in den ersten sechs Episoden eine emotionale Bindung zu den Charakteren geschaffen, sodass man bei ihrem Abenteuer komplett mitfühlt und in das Geschehen hineingezogen wird. Die Handlung ist anfangs etwas träge und lässt sich ein wenig Zeit. Zur Mitte der ersten Episode hin ändert sich das allerdings schlagartig und die Spannung greift von Anfang bis Ende in fast jeder Episode durch. Die vielen Abenteuer und Rätsel, auf die die Gruppe stoßen, sind wahrlich grandios. Mit der Vielzahl an Persönlichkeiten und Humor, wird eine angenehme Mischung geschaffen, welche unterhalten kann.
Hinzu kommen die atmosphärischen und kräftigen Bilder, das stilvolle Charakterdesign sowie die flüssigen Animationen, die Astra Lost in Space bisher zu einer der unterhaltensten Anime-Serien macht. Darüber hinaus befindet sich die deutsche Synchronisation auf einem hohen Niveau und kann stellenweise mehr als die originale japanische Vertonung überzeugen. Der geniale orchestrale Soundtrack rundet alles ab und bietet einen Mehrwert zur spannenden Handlung.
Kurzfazit
Anime meets Star Trek – Astra Lost in Space ist bislang eine grandiose Science-Fiction-Serie, die mit atmosphärischen Bildern, Charakteren mit unterschiedlichen Persönlichkeiten sowie orchestralem Soundtrack sehr unterhaltend ist. Eine kolossale Empfehlung meinerseits!
Bilder: ©Shinohara Kenta/Shueisha, ASTRA LOST IN SPACE COMMITTEE
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