Bei dem Namen Pac-Man erwartet man alles andere als ein düsteres, brutales Metroidvania mit Mechs, Aliens und Monstern. Und doch ist Shadow Labyrinth genau das. Ob das wahrscheinlich mutigste Experiment des Publishers Bandai Namco aufgeht? Bastian Budde
ACHTUNG: Jegliche Aussagen in diesem Review reflektieren lediglich die persönliche Meinung des Autors und nicht (!) die von PattoTV und seiner Partner.
Die etwas andere Pac-Man-Interpretation
Ihr wacht als Swordsman Nr. 8 auf einem fremden Planeten auf. Ihr schließt euch mit einer schwebenden, gelben Kugel namens Puck zusammen, die verdächtig nach Pac-Man aussieht und schon bald von euch Besitz ergreift. Um auf dem Planeten zu überleben, müsst ihr euch nun durch die einheimische Tierwelt fressen und Relikte vergangener Kriege sammeln.
Doch was sind die Beweggründe eurer Begleitung? Ist Puck tatsächlich an eurem Überleben interessiert, oder denkt er nur an sich selbst? Kann man dem, was er sagt, wirklich glauben? Eines ist jedenfalls klar: Pucks Auftreten ist mysteriös und nicht gerade vertrauenswürdig. Er strahlt einen gewissen Blutdurst aus.
Wer die Amazon-Serie Secret Level im vergangenen Jahr geschaut hat, weiß, dass es bereits eine Folge zu dem Spiel gab. Shadow Labyrinth nimmt jedoch schnell eine Wendung und unterscheidet sich drastisch von der Erzählung der Serie. Wer also mehr Hintergrundinformationen zu dieser Welt sucht, wird hier fündig.
Bis auf die Puck-Transformation und einige Räume in Geisterform erinnert anfangs nichts mehr an den Arcade-Klassiker aus den 1980er Jahren. Selbst der Name „Pac-Man” wurde nicht im Titel des Spiels verwendet, was dem Marketing sicher geholfen hätte. Man könnte meinen, das Spiel sei nur lose inspiriert, um rechtliche Probleme zu vermeiden.
Doch im Laufe des Spiels wird immer deutlicher, dass es tatsächlich über offizielle Lizenzen verfügt. Soundeffekte, Musik und sogar klassische Level sind in Shadow Labyrinth eingewoben. Die Frage ist nur, wie gut die Kombination aus Altem und Neuem gelingt.
Ein gutes Metroidvania?
Wie für Metroidvania-Spiele typisch, könnt ihr zu Beginn des Spiels nur springen und angreifen. Alles Weitere müsst ihr euch nach und nach freischalten. Optionale Upgrades, wie beispielsweise mehr Leben, sind entweder schwer versteckt oder erst später zugänglich.
Auf elektrischen Schienen, die wie die blauen Wände aus Pac-Man aussehen, verwandelt ihr euch in Puck und könnt euch auf ihnen entgegen der Schwerkraft fortbewegen. Außerdem schaltet ihr kurz nach dem Tutorial einen Mech frei, der euch bei voller Ladung zu Hilfe eilen und euch im Kampf kurz unverwundbar machen kann.
Das Spiel ist vollgepackt mit Bosskämpfen, die euch das Leben nicht gerade leicht machen werden. Doch auch normale Gegner können euch schnell besiegen, wenn ihr nicht vorsichtig seid. Die Tode fühlen sich dafür allerdings immer verdient und nie zu bestrafend an.
In puncto Leveldesign hat das Spiel sein Hauptproblem. Einerseits sind die Challenge-Räume meist fordernd und unterhaltsam. Auf der anderen Seite gibt es jedoch viele fragwürdige Stellen. Stellt euch auf eine Menge Blind Jumps und Sackgassen ohne Belohnung ein. Dadurch wird der Spaß beim Erkunden leider merklich beeinträchtigt.
Zudem müsst ihr im Spiel einige Upgrades kaufen. Ich kam schnell an einen Punkt, an dem mir Materialien fehlten und ich nicht wusste, woher ich sie bekommen sollte. Wenn Shadow Labyrinth erwartet, dass man sich die Materialien holt, bevor man im Spiel voranschreitet, dann hätte ich mir eine bessere Anleitung gewünscht.
Trotz dieser beiden Kritikpunkte spielt sich Shadow Labyrinth jedoch überraschend gut und der Schwierigkeitsgrad ist eindeutig an erfahrene Spieler gerichtet. Das Spiel schenkt euch also nichts.
So düster war Pac-Man noch nie!
Shadow Labyrinth ist für Spieler ab 12 Jahren freigegeben. Und das völlig zurecht. Zwar spritzt hier kein Blut, es kann aber dennoch relativ brutal und explizit werden. Das Setting erinnert leicht an Nintendos Metroid, ist jedoch deutlich erwachsener inszeniert.
Das Spiel bietet abwechslungsreichen Inhalt und mit etwa 25 Stunden auch eine ordentliche Spiellänge. Die verschiedenen Gebiete unterscheiden sich stark voneinander und fühlen sich frisch an. Auch der Mix aus neuer Musik und Remixen der klassischen Tracks funktioniert sehr gut.
Fazit
Wenn man eine Neuinterpretation von Pac-Man erschaffen möchte, in der die Arcade-Vorlage eine Bedeutung erhält, dann ist klar, dass sie sich deutlich vom Original unterscheiden wird. Schließlich bietet die Vorlage aus dem Jahr 1980 viel Interpretationsspielraum. Dennoch hat wohl keiner von uns mit dem Ergebnis gerechnet, das Shadow Labyrinth bietet.
Das Spiel ist schwer und düster, weshalb es vielleicht nicht für jedes Kleinkind geeignet ist. Es ist wahrscheinlich nicht das richtige Spiel für jeden Pac-Man-Fan, doch Metroidvania-Fans sollten es auf jeden Fall eine Chance geben. Die Spielmechaniken wirken ausgereift und die Inszenierung hat ihren Charme.
Kurzfazit
Shadow Labyrinth ist ein anspruchsvolles Spiel, das vor allem Fans des Genres Metroidvania gefallen könnte. Die Mischung aus Pac-Man und einem düsteren Weltraum-Setting ist faszinierend und unterhaltsam, jedoch nicht für Kinder geeignet.
Bilder: ©Bandai Namco Entertainment Inc.
FOLGE PATTOTV AUF