Review: Otherside Picnic – Volume 1

10. Januar 2022,   
Autor: John Viktor Schwab

Viele Sagen und Geschichten in unserer Welt handeln von Wesen, die wir weder verstehen noch allgegenwärtig wahrnehmen können. Mit Otherside Picnic wird dem nun ein Ende gesetzt: Zwei mutige Mädchen wagen es in eine fremde und gefährliche Welt einzutauchen. Durch KSM Anime erscheint die Anime-Adaption zur gleichnamigen Light Novel von Iori Miyazawa seit 18. November 2021 auf Blu-ray und lässt uns damit ebenfalls Teil dieses Abenteuers werden. John Viktor Schwab

ACHTUNG: Jegliche Aussagen in diesem Review reflektieren lediglich die persönliche Meinung des Autors und nicht (!) die von PattoTV und seiner Partner.


Eine andere Welt

Sagen und Geschichten berichten immer wieder von Wesen, die dem Menschen nichts Gutes wollen. Dass es sie jedoch gibt, scheint nur schwer vorstellbar zu sein. Aber es gibt sie! Diese Wesen mit Namen, die man kaum aussprechen kann, stammen aus anderen Welten. Entspannter wäre die Vorstellung, dass sie nur dort existieren würden, aber dem ist nicht so. Immer wieder schaffen es Monster aus anderen Dimensionen in unsere einzutauchen.

Dabei verschleppen sie Menschen, ohne dass es jemand bemerkt, und töten sie. Doch auch die Menschen können in diese sogenannte „Otherside“ eindringen. Es gibt Orte auf der Welt, an denen der Übergang zwischen den Welten möglich ist: Mal handelt es sich um einen Fahrstuhl und andererseits um einen alten Schrein. Zwei Mädchen, die sich wie durch einen Zufall in der Otherside begegnen, wollen gegen diese Monster rebellieren und gleichzeitig etwas dazuverdienen. Ihre Namen lauten Toriko Nishina und Sorawo Kamikoshi.

Risiko

Sorawo hat ihr Leben fast aufgegeben. Wen kümmert es schon, wenn sie nicht mehr da ist – und würde sie jemand vermissen? Während sie sich mit leerem Blick diese Fragen stellt, nähert sich eine ihr vorerst unbekannte Person. Derzeit befindet sich Sorawo in der Otherside und ihr Leben steht auf Messerschneide. In letzter Sekunde konnte Toriko Sorawo retten, weiß allerdings von Sorawos Lebenseinstellung noch nichts.

Toriko hingegen macht sich auf die Suche nach ihr, da beide in der für sie normalen Welt an unterschiedlichen Orten wohnen. Als sie Sorawo findet, bittet Toriko, sie wieder in die Otherside zu begleiten. Die Rückstände des Monsters vom letzten Angriff scheinen nämlich Geld zu bringen. Noch dazu vertraut Toriko der schüchternen Sorawo. Zuerst wollte Sorawo ablehnen, stimmt kurzerhand aber dennoch einer gemeinsamen Jagt auf die Monster zu. Es beginnt eine verrückte Freundschaft mit sehr unterschiedlichen Gefühlen.

Bild und Animationen

Otherside Picnic basiert auf der gleichnamigen Light Novel von Autor Iori Miyazawa und Zeichner shirakaba. Die Anime-Adaption entstand unter der Regie von Takuya Satou, der auch das Drehbuch verfasste, in den Studios Liden Films und FelixFilm. Ersteres ist für Werke wie Yamada-kun & the 7 Witches und Letzteres für beispielsweise NekoparA bekannt. Die Light Novel wird seit 2017 mit bislang sieben Bänden in Japan veröffentlicht.

Die Anime-Serie umfasst bislang eine Staffel mit insgesamt zwölf Episoden, die in Japan zwischen Januar und März 2021 ausgestrahlt wurden und hierzulande bei aniverse im Simulcast zu sehen waren. KSM Anime sicherte sich die Rechte daran und veröffentlicht den Adventure-Yuri-Anime in drei Volumes auf DVD und Blu-ray. Volume 1 mit den ersten vier Episoden kam am 18. November 2021 in den Handel.

Die visuelle Umsetzung des Animes wirkt frisch, hochauflösend und ist ein guter Mittelweg zwischen Detailreichtum und Minimalismus. Farblich arbeitet man überwiegend mit Pastelltönen, um den Charakter der tristen Menschenwelt zu unterstreichen. Ausgenommen hiervon sind actionreiche Szenen, die durch sattere Farben in ihrer Wirkung verstärkt werden. Dazu gehört unter anderem auch das Charakterdesign, das sehr schlicht und dennoch prägnant gestaltet ist.

Animationen werden flüssig dargestellt und überzeugen. Enttäuschend ist allerdings, dass gerade bei einem solchen optischen Aufwand in manchen Szenen Standbilder oder Animationen ohne Lippenbewegung verwendet werden. Wenn Gesichter in der Ferne nicht zu sehr ins Detail gehen, ist das noch vertretbar, aber wenn in einem Close-up keine Mimik zu sehen ist und der Anime aus dem Jahr 2021 stammt, finde ich das sehr bedenklich. Insgesamt dürfte das Bild ein wenig mehr Charakter haben und farbintensiver sein. Trotz alledem macht es einen wertigen und stabilen Eindruck.

Deutsche Umsetzung und Musik

Die deutsche Synchronisation wurde in Hamburger Synchronstudio DMT Digital Media Technologie durchgeführt. Während Toni Michael Sattler das Dialogbuch verfasste, übernahm Yannik Raiss die Dialogregie. Enthalten sind auf der Blu-ray die deutsche sowie die japanische Sprachausgabe mit deutschen Untertiteln – für alle eine Auswahl vorhanden.

Bereits in den ersten Episoden von Otherside Picnic lässt sich eine wirklich ansprechende und gelungene deutsche Umsetzung heraushören. Die Stimmen passen geradezu perfekt zu den Charakteren und hauchen diesen erfolgreich Leben ein. Passend dazu gibt es ästhetische Dialoge, die sehr an die Konversationen aus dem Anime Girls’ Last Tour erinnern. Das einzige Defizit sind die Szenen im Anime selbst, bei denen keine Lippenbewegungen animiert werden und hierdurch weder die deutsche noch japanische Tonspur gut wirkt. Nichtsdestoweniger präsentieren sich alle Synchronsprecher von ihrer besten Seite und sorgen für ein angenehmes Erlebnis. Wie bereits erwähnt, steht auf der Disc auch die japanische Originalvertonung mit deutschen Untertiteln (OmU-Fassung) zur Verfügung, die ebenfalls jedem zu empfehlen ist.

Das Opening und Ending passen gut zum Anime, wobei ich das Opening mit seiner aufbrausenden Art schon fast anstrengend finde. Die musikalische Untermalung hingegen ist stets präsent, aber nicht aufdringlich. Die gewollte, verwirrende und auch gruselige Atmosphäre wurde gerade dadurch möglich und an den Zuschauer herangetragen.

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Fazit

Die ersten vier Episoden des brandneuen Animes Otherside Picnic können bisher mit Action, einer interessanten, aber plumpen Story und guten Dialogen aufwarten. Darüber hinaus ist das Bild sehr hochwertig und ansprechend, aber gleichzeitig durch die moderne Animation an vielen Ecken etwas zu steril. Die Handlung ist prinzipiell interessant, aber momentan etwas sehr einfach gestrickt. Bislang erinnert der Anime sehr an den Aufbau von Naruto: „Ein Freund ist verschwunden und wir müssen ihn unbedingt finden, auch wenn andere das gar nicht wollen.“

Dabei schafft es das erste Volume nur zum Ende hin ein wenig Aufklärung über Realität und Trugbild zu geben. Es ist schön zu sehen, dass man damit ein Gefühl der Verwirrung beim Zuschauer auslösen kann, was definitiv gewollt ist. Gleichzeitig wird es dadurch jedoch schwierig, alles richtig zu verstehen. Trotzdem wird immer für Abwechslung und das gewisse Feeling gesorgt. Letzteres wird vor allem durch gelungene Dialoge und eine gut umgesetzte deutsche Synchronisation erzielt. Nicht weniger trägt dazu auch die musikalische Begleitung bei, die immer präsent, aber nicht aufdringlich ihre Wirkung erzielt. Gemeinsam mit dem Bild wird eine leicht gruselige Atmosphäre geschaffen, die den Zuschauer dazu bringt, immer genau das Geschehen verfolgen zu wollen. Ich bin definitiv gespannt, wie es weitergeht!

Kurzfazit

Otherside Picnic präsentiert sich bislang in einem wertigen Bild mit einer simplen, aber interessanten Story, bei der das Geschehen nicht immer ganz leicht zu verstehen ist. Die Musik und Bilder arbeiten dabei Hand in Hand und schaffen eine gruselige, vielleicht sogar verstörende Atmosphäre.

Bilder: © Kii Kanna/S-EP, © KSM Anime, Koch Films

Pro

  • Starkes, wertiges Bild
  • Schöne Dialoge

Contra

  • Erzählweise verwirrend
  • Story noch etwas schwach
8.5
10
Story:
Bild und Animation:
Deutsche Umsetzung:
Musik:
Themen:
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