DON’T NOD ist für seine Story-Games bekannt. Mit Tell Me Why und den ersten beiden Teilen von Life Is Strange haben sie sich einen Namen gemacht. Auch ihr neues Spiel Lost Records: Bloom & Rage ist wieder ein Vertreter dieses Genres. Es ist erneut in mehrere Episoden aufgeteilt. Tape 1: Bloom ist seit dem 18. Februar erhältlich, Tape 2: Rage wird ab dem 15. April für alle Käufer verfügbar sein. Wir haben Tape 1 für euch gespielt und können euch nun einen Einblick in das Spiel geben. Bastian Budde
ACHTUNG: Jegliche Aussagen in diesem Review reflektieren lediglich die persönliche Meinung des Autors und nicht (!) die von PattoTV und seiner Partner.
Schicksalhafter Sommer
Wir schreiben das Jahr 1995: In der Kleinstadt Velvet Cove in Michigan finden vier Mädchen zueinander, deren Schicksal es bisher nicht gut gemeint hat. Doch ihre neu gewonnene Freundschaft überwindet alle Hürden. Sie gründen eine Punkband und halten ihre gemeinsame Zeit mit der Kamera fest. Endlich sind sie zusammen glücklich.
Nach und nach geschehen jedoch merkwürdige Dinge in Velvet Cove. Vor allem die Kamera scheint Energiewellen einzufangen, die durch die Gegend schweben. Mit der Kleinstadt scheint etwas Übernatürliches zu passieren. Einige Schicksalsschläge später muss sich der neu entstandene Freundeskreis auch schon wieder trennen. Wie es dazu kommt, erfahren wir allerdings erst im April, wenn Tape 2 erscheint.
Die vier Freunde haben sich 27 Jahre lang nicht gesehen und beschließen, nach Velvet Cove zurückzukehren, um ihre Erinnerungen an alte Zeiten aufzufrischen.
Immersives Erlebnis
Die Erzählung springt im Laufe des Spiels immer wieder zwischen diesen beiden Zeitpunkten hin und her. In der Gegenwart steuern wir die schüchterne Swan aus der Ego-Perspektive und unterhalten uns mit ihren Ex-Freundinnen in einer Bar. Ihre Erinnerungen an die Vergangenheit erleben wir dann aus der Third-Person-Perspektive, wie man es von Life is Strange gewohnt ist. Wie bei solchen Story-Games üblich treffen wir im Laufe des Spiels Entscheidungen, die die Geschichte beeinflussen. Auch die Bindungen zu den drei anderen Mädchen können sich je nachdem, was man im Laufe des Spiels zu ihnen sagt, von „kommen miteinander aus” bis hin zu „verliebt sein” entwickeln. Allerdings scheinen diese Entscheidungen keine großen Auswirkungen auf die Geschichte zu haben.
Stattdessen tragen sie wunderbar zur Immersion bei. Die Gespräche wirken sehr natürlich. Es gibt Situationen, in denen eine Antwort von euch erwartet wird. In diesem Fall habt ihr alle Zeit der Welt, über eure Antwort nachzudenken, während euer Gegenüber die Bedenkzeit mit weiterem Reden füllt
Meistens lässt euch Lost Records: Bloom & Rage die Wahl, etwas zu sagen. Ihr müsst nicht antworten. Es kann sich jedoch positiv oder negativ auf eure Beziehung auswirken, wenn ihr etwas sagt. Wenn ihr abwartet und dem Gespräch eurer Freunde einfach zuhört, könnt ihr unter Umständen neue Antwortoptionen freischalten. Manchmal schaltet ihr diese Optionen nur frei, wenn ihr vorher etwas im Spiel gefunden habt oder euch während des Gesprächs im Raum umseht. All das macht die Gespräche sehr dynamisch und unterhaltsam. Einen Kritikpunkt gibt es leider trotzdem. Meistens lässt das Spiel euren Gesprächspartner ausreden, bevor die von euch gewählte Dialogoption abgespielt wird. Manchmal passiert das jedoch nicht und ihr unterbrecht euren Gesprächspartner mitten im Satz, was sehr unnatürlich wirkt.
Alles will dokumentiert sein
Aufgrund ihrer Schüchternheit hatte Swan vorher keine richtigen Freunde. Durch ihr Hobby, alles mit der Kamera zu filmen, lernt sie letztendlich Freunde kennen. Das Filmen ist daher auch ein essenzieller Bestandteil des Spiels.
Wenn ihr die Kamera zückt, wechselt ihr wieder in die Ego-Perspektive. Hier werden euch Gegenstände angezeigt, die ihr filmen könnt. Habt ihr eine Kollektion zusammengestellt, könnt ihr euch eine zusammengeschnittene Version mit Swans Stimme aus dem Off ansehen. Neben den für die Story relevanten Kollektionen, zum Beispiel Aufnahmen von ihren Freunden und der Punkband, gibt es auch viele optionale Kollektionen, zum Beispiel Vögel oder Landschaften. Optionale Sammlungen sind weiß markiert. Wenn ihr also keine Lust habt, ständig die Kameraperspektive zu wechseln, könnt ihr sie getrost ignorieren. Bedenkt aber, dass euch dadurch unter Umständen lustige Dialogoptionen entgehen.
Technisch durchwachsen
Lost Records: Bloom & Rage hat reichlich Atmosphäre und punktet mit seinem Gameplay. Unter der Haube hat es allerdings noch kleinere Probleme. So ruckelte das Spiel auf meinem PC beispielsweise kurzzeitig. Und auch die Tiefenschärfe hat leider zweimal Objekte verschwimmen lassen, die eigentlich im Fokus waren. Da dieser Effekt aber ein wichtiger Bestandteil der Optik ist, lässt er sich nicht in den Optionen abschalten.
Grafik und Sound sind hingegen durchweg auf einem hohen Niveau. Nur bei Swans Hauskatze scheint man sich keine Mühe gegeben zu haben. An ihrem Körper sind teilweise Polygonkanten zu sehen, und ihre Bewegungen wirken oft unnatürlich. Wenn sie zum Beispiel ihr Maul bewegt, habe ich das Gefühl, ich schaue mir die Augsburger Puppenkiste an. Das ist ein riesiger Bruch in der Immersion.
Fazit
Wer ruhige Story-Games wie Life is Strange mag, sollte hier definitiv zugreifen. Das Dialogsystem und die visuelle Präsentation von Lost Records: Bloom & Rage sind mehr als gelungen. Die Geschichte der vier Freunde ist spannend und unterhaltsam. Auch wenn das Mysterium in Tape 1 nur angedeutet wird, wird doch eine gewisse Neugier geweckt.
Kurzfazit
Ein Muss für alle Fans von Story-Games! Lost Records: Bloom & Rage bietet euch eine packende Geschichte um vier Freunde und ein übernatürliches Geheimnis.
Bilder: Developed and published by DON’T NOD © 2025 – All rights reserved

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