Akudama – schwere Verbrecher, deren geschätzte Haftstrafe sich über mehrere hundert Jahre erstreckt bis hin zur Todesstrafe. Die geheimnisvolle Mission, bei der eine schwarze Katze gleich sieben dieser Täter zu einer Einheit formte, ist noch lange nicht abgeschlossen! Während der Auftakt im ersten Volume begeisterte, veröffentlichte KSM Anime im August das zweite und im Oktober 2021 das abschließende dritte Volume von Akudama Drive. Nun wird es Zeit, die Wahrheit von Kanto und Kansai sowie die wahren Absichten der Regierung zu erfahren. Patrick Snir

ACHTUNG: Jegliche Aussagen in diesem Review reflektieren lediglich die persönliche Meinung des Autors und nicht (!) die von PattoTV und seiner Partner.
Akudama – Eine Bande Krimineller
Die Welt hat sich grundlegend verändert: Vor langer Zeit tobte in Japan zwischen den Staaten Kanto und Kansai ein gewaltiger Krieg, der zur Spaltung der Welt führte. Seither ist Kansei zum Vasallenstaat Kantos geworden und entwickelte sich unabhängig weiter. Hochkriminelle Täter, die Kansai terrorisieren und von der Exekutive seit langem verfolgt werden, werden Akudama genannt. Besonders in der Metropole Kansai wimmelt es nur so von Gesetzesbrechern, welche die Menschen auf Trab halten. Dass sich jemals jene Kriminelle zu einer Einheit bündeln, galt bislang als ausgeschlossen. Jedoch gehen mit dem „Transporter“, „Knochenbrecher“, „Hacker“, „Killer“ und der „Frau Doktor“ gleich mehrere Akudamas einem mysteriösen Auftrag nach, bei dem ihnen eine hohe Belohnung entgegen winkt.

Als Drahtzieher entpuppt sich anschließend ein kleiner Junge und ein kleines Mädchen, die als Geschwister in großer Not auf die Hilfe der Akudamas angewiesen sind. Deshalb erhalten die Akudamas eine neue Mission: Wenn sie die beiden nach Kansai zu einem geheimen Ort bringen, wird die versprochene Geldsumme verdoppelt. Jedoch beschließt der „Hacker“ die Gruppe zu verlassen, nachdem er das explosive Halsband abnehmen konnte. Die „Zivilistin“, die mittlerweile auch als „Die Betrügerin“ unfreiwillig zu einer S-Klasse-Akudama gehört, bittet ihn daraufhin gut auf sich aufzupassen, denn dem „Hacker“ droht bei der Rückfahrt nach Kanto die Elimination durch die Desinfektionszone.

Stadt der verlorenen Kinder
Während die Akudama nun ihre neue Mission verfolgen, droht weiterhin Gefahr seitens der Exekutionsabteilung, die mit aller Macht versucht diese hochkriminellen Täter aufzuhalten. Die Schmach will sich das Kommando nämlich nicht gefallen lassen und zieht nun alle Register. Dasselbe gilt auch für den Meister und seine Schülerin, die an vorderster Front kämpften und nun verwundet auf der Krankenstation suspendiert wurden. Der Meister will das nicht einfach auf sich sitzen lassen und beschließt in der Zwischenzeit, seiner Pflicht trotz seiner Wunden nachzugehen. Es gelingt ihm ohne seine Schülerin die Akudamas einzuholen und kämpft waghalsig gegen diese, um die letzte Niederlage zu rächen.

Unterdessen kommt auch die schreckliche Herkunft beider Geschwister ans Licht, als sich herausstellt, dass beide zum Mond fliehen wollen. Als sich dann auch noch die Fronten innerhalb der Gruppe verhärten, kommt es zu einem Verrat aus den eigenen Reihen, welcher schließlich schwere Folgen hat …

Bild und Animation
Akudama Drive ist ein Original-Anime, der unter der Regie von Tomohisa Taguchi im Studio Pierrot (unter anderem bekannt für Tokyo Ghoul, Naruto und Bleach) entstand. Die Idee an dem Anime steuerte Danganronpa-Macher Kazutaka Kodaka bei. Die Ausstrahlung der zwölf Episoden erfolgte von Oktober bis Dezember 2020, während der Prime-Video-Channel aniverse Akudama Drive im Simulcast zeigte. KSM Anime lizenzierte die TV-Serie für den deutschsprachigen Raum und veröffentlicht diese in drei Volumes auf DVD und Blu-ray.
Das gewaltige und atmosphärische Bild kommt in den weiteren Folgen erneut zur Geltung, bei dem der Look mit dynamischen und kräftigen Farben ein ausgezeichnetes Ambiente bietet. Dabei passt das Nightlife-Setting zum Cyperpunk-Genre, während das Lichtspiel in der futuristischen sowie zivilisierten Metropole Kansai ein echter Augenschmaus ist. Dem Team ist ein harmonierendes Zusammenspiel von Bild und Effekten gelungen, die den Anime wertig wirken lassen.

Das klassische Charakterdesign fügt sich weiterhin gut in den Sci-Fi-Neon-Stil der Anime-Serie, wobei es verglichen zum Setting teilweise zu „brav“ ist. Darüber hinaus stechen diese sehr hervor, was vermutlich dem CGI zuzuschreiben ist, das keineswegs übermächtig und störend ist, aber dennoch eine gewisse Eingewöhnungszeit erfordert.
Die Einflüsse des Danganronpa-Machers spiegeln sich insbesondere in der Animation wider, die in den gefragten Action- bzw. Kampf-Szenen keine Schwäche zeigt, über alle Episoden hinweg eine Konstante bildet und mit grandiosen Visual Effects verziert ist.

Deutsche Umsetzung und Musik
KSM Anime beauftragte für die deutsche Umsetzung das Studio KÖLNSYNCHRON, bei der Lars Waltl die Dialogregie übernahm. Gemeinsam mit Daniel Käser verfasste Waltl auch das Dialogbuch. Mit insgesamt 16 Sprechrollen brachte man einen ordentlichen deutschen Cast zusammen, der der japanischen Originalvertonung Paroli bietet.

Neben den bereits vertrauten Stimmen, können auch überwiegend alle neuen Charaktere mit einer tollen Besetzung glänzen. Hierzu gehören selbstverständlich Derya Flechtner, die den „Bruder“ vertont, und Amira Leisner als „Schwester“. Besonders herausgestochen ist Lara Wurmer als „Zivilistin“ respektive „Betrügerin“, die die Charakterentwicklung ausgezeichnet performte und die Emotionen gut zum Zuschauer hat transportieren können. Alle weiteren Sprecher überzeugten hinsichtlich ihrer Arbeit ebenfalls, wobei mir bei Uwe Thomsen („Knochenbrecher“) der Durchbruch fehlte. Im Großen und Ganzen lässt sich aber festhalten, dass die deutsche Sprachausgabe dem japanischen Original in nichts nachsteht und sich auf demselben Niveau befindet.

Begleitet wird die Handlung von harmonierenden Soundtracks, die gut abgemischt und unaufdringlich sind. Passend zum Anime bekommen wir beim Opening ein mitreißendes, rockiges Lied, aber mit eher weniger visuell beeindruckenden Elementen. Das genau Gegenteil bekommen wir im Ending mit einem ruhigen Ausklang und überwiegend Standbildern.
Fazit
Was für ein Finale, was für ein Shutdown! In den abschließenden beiden Volumes von Akudama Drive erfahren wir die schreckliche Wahrheit und Absichten der Staaten Kanto und Kansai. Die Handlung entwickelt sich in den zwölf Episoden zu einer spannenden und actiongeladenen Unterhaltung, bei der Brutalität überhaupt kein Fremdwort ist. Mit all seinen Höhenpunkten muss sich die Handlung aber auch mit Lücken herumschlagen. Denn von Vertiefungen und weiterem Hintergrundwissen fehlt jede Spur, die aber der Story noch etwas mehr Lebendigkeit hätte verleihen können. Zudem sind die Wendepunkte bzw. Plottwists teilweise vorhersehbar, sorgen jedoch für einen gewissen Aufschwung. Originär finde ich hingegen das Konglomerat verschiedener Charaktere mit unterschiedlichen Eigenschaften, die in jener Kombi nicht auseinanderzureißen sind.
Visuell bietet die Anime-Serie von Studio Pierrot gewaltige Bilder mit atemberaubenden Animationen im dystopischen Cyberpunk-Neon-Look und in Blut getränkt. Hervorragend finde ich zudem die Bildregie, die, von kleinen Details wie kreativen Szenenübergängen bis hin zu großen, kühnen Action-Szenen und der atmosphärischen Verwendung von Farben ausgezeichnet ist. Die deutsche Synchronisation bedarf eines Lobes und kann auf hohem Niveau alle Erwartungen übertreffen.
Ich hätte nie erwartet, dass mir Akudama Drive so viel Freude bereiten wird. Damals habe ich die Serie nicht anfangen wollen, weil ich eine Enttäuschung befürchtete. Grundlegend ist die Handlung, die nur am Anfang und zum Ende hin viel bietet, ehrlich gesagt etwas morsch. Doch alle anderen Komponente verhelfen dem Anime zur unberechenbarer Unterhaltung, die sich durchaus zu einer der besten Serien aus 2020 zählen darf.
Kurzfazit
Grell und blutig – mit diesen Adjektiven lässt sich Akudama Drive am besten beschreiben, der für eine spektakuläre Unterhaltung alles bietet … auch wenn die Handlung teilweise ins Stolpern gerät.
Bilder: ©Pierrot,TooKyoGames/Akudama Drive Production Committee
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